„Ich habe eine Ess-Störung, aber ich bin keine!!“

Fotos: Bilder alle vom G6 – Anna Hollweck und Siiri Heuer
Fotos: Bilder alle vom G6 – Anna Hollweck und Siiri Heuer

Die Sozialpädagoginnen vom G6 - Haus für Jugend, Bildung und Kultur und vom Gesundheitsamt stellten gemeinsam ein sehr abwechslungsreiches Präventionsangebot auf die Beine. Es begann mit der Lesung „Halber Mensch“. Henriette Schmidt, eine junge Schauspielerin, die selbst wegen Magersucht vor drei Jahren in der Klinik war, las aus ihrem Tagebuch vor.

Immer wieder stellte sie sich die Frage: „Warum bin ich hier? – Ach ja, ich kann nicht essen!“ Die ca. 100 Schülerinnen und Schüler im Raum hörten gebannt zu und wollten im Anschluss noch ganz viel über die Betroffene und ihren Lebensweg erfahren. Der Film „Embrace – du bist schön“ setzte sich kritisch mit dem Schönheitsideal auseinander und zeigte, welchen massiven Einfluss es auf uns hat. Zudem versuchte er Mut zu machen und endete schließlich mit der Botschaft: „Gehe gut mit deinem Körper um, denn du hast nur den einen.“ Die Ausstellung „Klang meines Körpers“ war im G6 die ganze Woche sowohl für Jugendliche im offenen Jugendtreff, Schulklassen, Lehrer, Betroffene, Angehörige und Freunde zugängig. Den Schülerinnen und Schülern wurde in einer zweistündigen Führung das Thema Ess-Störungen näher gebracht. Anhand von sechs Portraits betroffener Mädchen und Jungen erfuhren sie mehr über deren Problematik und wie sie sich damit fühlten. Ebenso wurden gemeinsam Lieder der Betroffenen angehört und schließlich die Schatzkisten durchgesehen, die zeigten, was Mia, Annika, Nathalie, David, Melissa und Lara half, wieder gesund zu werden.

 

Einige Interviews mit teilnehmenden Schülerinnen und Schülern:

Als wir einige Jugendlichen hinterher befragten, was sie für sich aus der Veranstaltung mitnehmen, kamen folgende Antworten:

Mia, 13 Jahre: „Ich fand die Briefe der Betroffenen sehr beeindruckend, weil ich dadurch viel mehr verstanden habe, was in ihnen vorgeht!“

Lukas, 14 Jahre: „Mich hat es sehr nachdenklich gemacht, zu lesen, dass David sich fett und wertlos fühlte, obwohl er magersüchtig war!!“

Luisa, 14 Jahre: „Ich traue mich jetzt, auf Betroffene zu zugehen und möchte versuchen, ihnen zu helfen!“

 

Interviews mit den Sozialpädagogen und Multiplikatoren der Ausstellung:

Frau Zölfl-Setschödi, wie haben Sie die Jugendlichen bei den Veranstaltungen erlebt?

„Sie waren sehr interessiert an den verschiedenen Krankheitsbildern, von den persönlichen Portraits sehr emotional berührt, auch erstaunt, dass so viele – ebenso Jungs – betroffen sind und haben Mut gefasst, Betroffene im Bekannten- oder Freundeskreis anzusprechen.

Frau Hollweck, wie kam die Ausstellung im G6 in der außerschulischen Jugendarbeit an?

„In der Mädchengruppe waren die Mädels sehr offen und es waren ganz intensive Gespräche möglich! In den offenen Jugendtreffs bot die Ausstellung einen leichten Zugang, den die Jugendlichen genutzt haben, in dem sie einfach durchgeschaut haben und auf Wunsch auch Fragen dazu stellen konnten.“

Was ziehen Sie für ein Resümee aus den Veranstaltungen, Frau Peter?

„Wir haben in diesen Tagen ca. 400 Menschen erreicht, es war eine sehr intensive Arbeit mit den Schulklassen, aber auch die offenen Angebote am Nachmittag wurden gut genutzt. Unser Ziel war es, Jugendliche über das Thema „Ess-Störungen“ zu informieren und zu sensibilisieren, sowie Betroffenen Mut zu machen und zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Die vielen positiven Rückmeldungen, die wir erhalten haben, bestätigen uns in unserer Arbeit und bestärken uns darin, weiterhin Präventionsmaßnahmen anzubieten.“