Vollversammlung der IHK würdigte Engagement von Regierungspräsident Axel Bartelt
REGENSBURG. Neue Pandemiemaßnahmen, eine erste Bewertung des Ampel-Koalitionsvertrags, die Entwicklung der Wirtschaft in Westböhmen, die Lage auf dem Ausbildungsmarkt, Best Practices bei der kommunalen Entwicklung. Ein umfassendes Update über die Themen, welche die regionale Wirtschaft gegenwärtig umtreiben, bot die letzte Vollversammlung der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim für 2021 am Donnerstagabend. Für sein über achtjähriges Engagement um die Oberpfalz dankte IHK-Präsident Michael Matt dem scheidenden Regierungspräsidenten Axel Bartelt, der als Gast in die virtuelle Sitzung zugeschaltet war. Bartelt scheidet Ende Februar 2022 aus seinem Amt aus. „Für die IHK Regensburg und die regionale Wirtschaft war Axel Bartelt immer ein wichtiger und vertrauensvoller Ansprechpartner. Die Flüchtlingskrise sowie die Corona-Pandemie prägten seine Amtszeit. Für sein offenes Ohr um die Belange der Wirtschaft danken wir ihm sehr“, sagte Matt.
Corona zeigt: Alles hängt zusammen
Bevor Bartelt Bilanz seiner Amtszeit zog, teilte er mit den regionalen Unternehmerinnen und Unternehmern seine Gedanken zur Pandemie. „Corona ist mit voller Wucht zurück, die vierte Welle trifft auch unsere Region stark. Die Pandemie zeigt unserer hochentwickelten Gesellschaft ihre Grenzen auf“, so der Regierungspräsident. Menschlich, sozial aber auch finanziell und wirtschaftlich verlange die Pandemie unserer Gesellschaft viel ab. Es zeige sich dabei, alle Bereiche hängen zusammen. „Wir brauchen ein funktionsfähiges Gesundheitssystem, aber ebenso eine intakte Wirtschaft. Sie ist der Motor unseres Wohlstands und somit wiederum unseres sozialen Friedens“, so Bartelt. Planungssicherheit, klare Rahmenbedingungen und verlässliche staatliche Vorgaben hätten die Unternehmen nach annähernd zwei Jahren Pandemie nun bitter nötig.
Während seiner Amtszeit als oberster Beamter der Oberpfalz sah er in der Region eine hervorragende Entwicklung. Heute sei die Oberpfalz der Regierungsbezirk mit dem höchsten BIP-Zuwachs in Bayern, sie weise die geringste Arbeitslosigkeit aus und sie sei von einer innovativen Hochschullandschaft geprägt. Besonders hob Bartelt die positive Entwicklung bei der Angleichung der Lebensverhältnisse innerhalb des Regierungsbezirks hervor. Hierauf könnten die Region und vor allem ihre vielen dynamischen inhabergeführten Familienunternehmen stolz sein. Denn gerade letztere tragen aus seiner Sicht wesentlich zum Wohlstand bei. Bartelt dankte den IHK-Vertretern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, wobei er mitunter das grenzüberschreitende Engagement der IHK würdigte. „Eine starke Wirtschaft braucht ein belastbares Miteinander. Wirtschaftlicher Erfolg entsteht durch Einbindung, Austausch und Offenheit.“
Impfkampagne in Tschechien
Von den Aktivitäten des IHK-Regionalbüros in Pilsen berichtete IHK-Experte Richard Brunner den Teilnehmern der Vollversammlung. „Tschechien durchläuft gegenwärtig bereits in die fünfte Pandemiewelle.“ Dennoch hätten die ostbayerischen Unternehmen im Land unter Volllast produzieren können. Hemmschuhe seien – wie hierzulande auch – der Materialmangel sowie die Fachkräfteverfügbarkeit. Auch in Tschechien kämen der Aufbau der Testinfrastruktur sowie das Impfen nun endlich besser voran. In Sachen Pandemiebekämpfung brachte Brunner Erbauliches vom General Manager Roundtable der ostbayerischen Investoren in Westböhmen mit Pilsens neuer Hauptfrau Dr. Ilona Mauritzova mit. Diese sicherte zu, dass die Unternehmen aus Ostbayern mit Niederlassungen in der Region Pilsen Teil der nationalen Impfkampagne werden sollen. Mobile Impfteams werden hierfür in die Betriebe kommen. Für diese wiederum schafft das Planungssicherheit, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im großen Umfang geimpft sind.
Ampel, Ausbildung, Ausgezeichnete Kommunen
Was die neue Ampel-Regierung der Wirtschaft bringt, war Thema in der weiteren Diskussion. „In einer ersten Bewertung des neuen Koalitionsvertrags sehen wir Licht und Schatten aus Sicht der Wirtschaft“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes. Zu begrüßen sei die Absicht, Planungsverfahren wesentlich zu beschleunigen. Wie die geplanten Investitionen finanziert werden sollen, sei indes noch vage. Der IHK-Steuerausschussvorsitzende Karl Spangler gab Einblick in Vorhaben des Fiskus in der neuen Legislaturperiode. Zu begrüßen sei etwa die geplante Einführung einer Superabschreibung für Investitionen in Digitalisierung und Klimaschutzmaßnahmen. Dass es zu keiner Vermögenssteuer käme, schaffe Sicherheit beim Mittelstand.
Bei der beruflichen Bildung verzeichnet die IHK einen deutlichen Rückgang am Ausbildungsmarkt. Vor allem die demografische Entwicklung sowie die Umorientierung junger Menschen in andere Bereiche, wie etwa dem Gesundheitswesen, sorgen hierfür. „Während der Lockdowns war es schwer, die Schülerinnen und Schüler direkt zu erreichen und etwa auf Ausbildungsmessen für die Berufe in Industrie, Handel und Dienstleistungen zu begeistern“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Helmes.
IHK-Präsident Michael Matt berichtete von den frisch gekürten Gewinnern des IHK-Kommunalentwicklungsawards, den Gemeinden Langquaid und Waldthurn, sowie den Sonderpreisträgern Amberg und Cham. „Es beeindruckt, wie vor allem auch kleinere Kommunen in unserem IHK-Bezirk mit Kreativität und schlüssigen Konzepten ihre Innenstadtentwicklung vorantreiben“, so Matt.