IHK-Vollversammlung diskutierte mit Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker
REGENSTAUF. Wie es mit den Innenstädten und mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Zeichen der Corona-Krise weitergeht, darüber diskutierten regionale Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam mit Vertretern der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim und Bayerns Staatsminister für Finanzen und Heimat Albert Füracker bei der Sitzung der IHK-Vollversammlung. Diese tagte auf Einladung bei den Eckert Schulen in Regenstauf im Landkreis Regensburg.
„Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen besonders Einzelhändler, Gastgewerbe, Dienstleister, Kulturtreibende und Produzenten in den Innenstädten und Ortszentren“, sagte Matt. Dabei wirke Corona als „Brandbeschleuniger“. Den Handel etwa kennzeichne zwar seit einigen Jahren schon ein Umsatzwachstum, allerdings gehe dies mit Rückgängen bei der Handelsfläche einher. „Online ist der Wachstumstreiber, dieser Trend wird nicht mehr zurückgehen“, stellte IHK-Handelsexperte Josef Ebnet bei der Vorstellung des IHK-Aktionsprogramms „Zukunft der Innenstadt und Ortszentren“ fest. Die IHK will alle Akteure in den Kommunen an den Tisch bringen, damit mehr Multifunktionalität, Wohnen, Handeln und Arbeiten, Erlebnis und Kundenfrequenz in Ostbayerns Innenstädten Einzug hält. „Es braucht dringend Strategien und Konzepte, damit Innenstädte und Ortszentren dauerhaft vital und attraktiv bleiben können“, fasste Matt zusammen.
Mit der Steuerpolitik der Corona-Krise begegnen
Als Gastredner stellte Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker die Herausforderungen für den Staatshaushalt sowie die fiskalpolitische Strategie der Staatsregierung angesichts der Corona-Krise vor. Finanz- und Steuerpolitik im Zeichen von Corona gleiche einer „Quadratur des Kreises“, darin waren sich IHK-Präsident Michael Matt und Minister Füracker einig. Denn gleichzeitig die Wirtschaft steuerlich zu entlasten, zu investieren und staatliche Schulden zu tilgen, sei schwierig. Auch Bayern habe die für Naturkatastrophen und Notsituationen vorgesehene Ausnahmeregelung im Rahmen der verfassungsrechtlichen Schuldenbremse in Anspruch genommen. „Auch wir mussten leider Schulden machen – wenn auch zu einem sehr niedrigen Zinssatz“, so Füracker. Mit steuerlichen Hilfsmaßnahmen sei während der Corona-Krise Liquidität von über 9 Milliarden Euro in den Unternehmen belassen worden. Ziel der Staatsregierung sei es immer gewesen, möglichst viel Krise von den Menschen fernzuhalten.
„Unsere Unternehmen müssen entlastet werden, zum Beispiel über die Senkung der Unternehmenssteuern“, sagte Füracker. Denn nur wenn die Wirtschaft weniger belastet werde, könne sie mehr Investitionen tätigen und Umsatz machen, der wiederum steigende Steuereinnahmen für den Staatshaushalt bringe. Dann steige auch der Spielraum für staatliche Investitionen, die ihrerseits Aufträge für die Unternehmen generieren. An der hohen Investitionsquote von 14 Prozent hält Füracker in Bayerns Haushalt für 2021 fest. „Wir wollen Investitionen auf höchstem Niveau halten, auch wenn wir gleichzeitig Rückgänge bei den Steuereinnahmen verzeichnen müssen.“ Dass der Freistaat auch starker Partner seiner Kommunen bleibe, zeige sich auch am kommunalen Finanzausgleich. Dieser sei 2020 trotz angespannter Haushaltslage beim Freistaat voll ausgezahlt worden. Daneben habe Bayern das Konjunkturpaket des Bundes für Kommunen auf über 4 Milliarden Euro verdoppelt. Eine wesentliche Maßnahme sei der Ausgleich von Gewerbesteuerausfällen gewesen, betonte Füracker.
Demografischer Wandel drückt Ausbildungsmarkt
Neben der Digitalisierung und der Dekarbonisierung sei die demografische Entwicklung eines der drei Zukunftsthemen für die Wirtschaft, berichtete IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes aus einer Blitzumfrage von Bayerns IHKs bei den Unternehmen. Dies spiegle sich bei der Lage auf dem Ausbildungsmarkt wider, der 2020 ein Minus von 12 Prozent bei den Ausbildungsstellen in Industrie, Handel und Dienstleistungen verzeichnete. „Es sind nicht weniger Ausbildungsplätze vorhanden, aber das Matching von Bewerbern und Stellen ist schwieriger geworden“, so Helmes. Darum sind derzeit rund 80 Ausbildungs-Scouts für die IHK unterwegs. Die Azubis aus regionalen Unternehmen stellen in den Schulen ihre Berufe vor.
Die große Bedeutung der Aus- und Weiterbildung für die Wirtschaft wird nicht zuletzt beim Gastgeber der IHK-Vollversammlung vor Augen geführt. Die Eckert Schulen feiern dieses Jahr ihr 75-jähriges Firmenjubiläum. Einst von Dr. Robert Eckert als Anbieter für Vorbereitungskurse auf Meister- und Technikerprüfungen gegründet, ist das Unternehmen unter der Leitung von dessen Enkel Alexander Freiherr Eckert von Waldenfels heute Bayerns größter Weiterbildungsanbieter mit 1.800 Mitarbeitern an über 50 Standorten. IHK-Präsident Michael Matt überreichte Freiherrn Eckert von Waldenfels bei der Vollversammlung die Ehrenurkunde der IHK und betonte die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung für die Fach- und Führungskräfteentwicklung hierzulande und auch international. „Hier in Regenstauf auf dem Eckert-Campus steuern Sie und Ihr Team die Eckert Schulen mit einem Exzellenzansatz, der Sie zu Deutschlands führendem Weiterbildungsanbieter macht“, würdigte Matt das Engagement um die regionale Wirtschaft.
Rita Högl neue IHK-Vizepräsidentin
Auf der Vollversammlung wählten die Unternehmerinnen und Unternehmer Rita Högl, Geschäftsführerin der Högl Kompost- und Recycling-GmbH in Volkenschwand im Landkreis Kelheim zur neuen IHK-Vizepräsidentin. Sie übernimmt das Amt von Karin Siegert, die im März ihre Vizepräsidentschaft niederlegte. Högl freut sich darauf, nach jahrelangem ehrenamtlichem Engagement für die IHK nun dort auch als eine von sieben Vizepräsidenten zu wirken. „Als Unternehmerin sehe ich es als Chance, Veränderungen zu gestalten.“ IHK-Präsident Michael Matt und Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes gratulierten ihr zu der Wahl.