Wo der Biber tätig wurde, soll nun der Mensch tätig werden…
Die Spuren dieses „Lebensmitteleinkaufs“ sind schwer zu übersehen und nicht wirklich zu beseitigen: Am Kanal beim Skulpturenpfad in Mühlhausen hat eine Gruppe von Bibern einen stattlichen Apfelbaum bis auf 80 Zentimeter über dem Erdboden von seiner Rinde befreit. Was für die tierischen Nager eine Delikatesse ist, benötigt der erwähnte Baum jedoch eigentlich zu seinem Schutz. „Wir wollten zunächst eine Drahtmanschette anbringen, um weiteren Zugriff durch den Biber zu verhindern“, erklärt Sigrid Schindler von der Kreisgruppe Neumarkt des BUND Naturschutz, „zumindest dieser Baum lässt sich dadurch aber nicht mehr retten.“ Bei anderen Exemplaren könnte frühzeitiges Eingreifen des Menschen jedoch dafür sorgen, dass Bäume ihre wichtige Schicht größtenteils behalten. Alle Landkreisbewohner, welche z.B. bei Spaziergängen Fraßspuren entdecken, werden deshalb gebeten, den BUND Naturschutz zu informieren. Die Verantwortlichen wollen die Tiere dazu bringen, ihre „Knabbertätigkeit“ auf wenige Bäume zu beschränken.
„Letztendlich ist der Biber in allen unseren Gewässern mittlerweile verbreitet“, erklärt Oliver Breindl, 2. Vorstand des Fischereivereins Neumarkt. Unterhöhlte Ufer und Unfallgefahr für Spaziergänger und Radfahrer seien nur zwei der Folgen, stark angenagte Bäume können irgendwann auch ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen. Bei instabilen Exemplaren, bei welchen sich dieser Moment abzeichnet, ist früher oder später auch eine Fällung nötig.
Da der Biber letztendlich ein Zeichen für ein „funktionierendes“ Ökosystem ist, will man ihn nicht vertreiben, wohl aber gewisse Rahmen setzen. Wenn die Tiere auf Nahrungssuche gehen oder Dämme und „Burgen“ im Wasser bauen, dann trifft in diesen Fällen quasi „Natur“ auf „Natur“. „Mensch“ greift schließlich ein, um ein gewisses Gleichgewicht zu schaffen – streng genommen ist dieses aber vor allem nötig, damit „Mensch“ seinen aktuellen Lebens- und Wirtschaftsraum erhalten kann.
Ulrich Badura