Zwischenbericht 2020 veröffentlicht
Vor rund zwei Jahren hat der Stadtrat die Neumarkter Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Sie umfasst acht Handlungsfelder als Rahmen für die nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2030. Letzte Woche gab es in der Stadtratssitzung einen ersten Fortschrittsbericht zur Umsetzung durch den Leiter des Amtes für Nachhaltigkeitsförderung Ralf Mützel. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass Neumarkt eine Ausnahmestellung unter den Kommunen bei diesem Aufgabengebiet einnimmt. „Wir gehören seit vielen Jahren in Deutschland zu den Kommunen, die dabei Vorreiterfunktion übernommen haben“, stellt Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann fest. „Dass wir bereits 2012 als eine von 19 Modellkommunen in Deutschland in das Förderprogramm ‚Masterplan 100 Prozent‘ aufgenommen wurden, ist ein deutliches Zeichen dafür. Die vielen Auszeichnungen sind weitere Belege dafür. Denn die kommen nicht von ungefähr, sondern sind Ausdruck dieser massiven Ausrichtung unserer Stadt in diesem Sektor, die mit hohem Engagement vieler erreicht wurde. Und dabei wurden unzählige Projekte, Einrichtungen und Maßnahmen ins Leben gerufen und umgesetzt.“
Bei einer kurzen Nachbesprechung mit Amtsleiter Ralf Mützel und dem Referenten für Nachhaltigkeitsförderung Stadtrat Sebastian Schauer war man sich einig, dass viele andere Kommunen sich deshalb in Neumarkt umsehen, weil die Stadt schon seit langem daran arbeitet, wie man Nachhaltigkeit in das Verwaltungshandeln, aber auch in die Betriebe und die Bevölkerung hineintragen kann. „Denn eines ist auch klar, dass die Stadt nicht alles alleine machen kann, sondern wir die Bürger und die Unternehmen mit ins Boot holen wollen, was auf vielerlei Weise bereits erfolgreich gelungen ist“, ergänzt Stadtrat Schauer. „Es geht für uns daher vor allem darum, den Nachhaltigkeitsprozess dauerhaft in Gang zu setzen und für steigendes Bewusstsein in der Stadt zu sorgen.“
Die Neumarkter Nachhaltigkeitsstrategie soll nun als Fortführung der vielen Aktivitäten der früheren Jahre dienen. „Sie soll die Diskussions- und Entscheidungsprozesse befördern, Weichen zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung stellen und als Rahmen und Kompass für heutige und zukünftige Maßnahmen und Projekte gelten“, so Amtsleiter Mützel. „Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, deshalb ist eine fortlaufende Weiterentwicklung und Fortschreibung notwendig.“ Es sei auch keine einfache Bewertung von Nachhaltigkeit beinhaltet, deshalb stehen der Lernprozess, der Austausch und die Vernetzung bei der Umsetzung im Vordergrund. Nachhaltigkeit ist zudem kein abgegrenztes Fachgebiet, sondern erfordert eine fachübergreifende Zusammenarbeit.
Beim Blick auf das Handlungsfeld „Bürgerschaftliches Engagement“ sind in den letzten zwei Jahren Projekte wie z.B. das Offene Bücherregal am Unteren Markt umgesetzt worden, außerdem wurde die Stadt Neumarkt ist in das Bundes – Programm „Engagierte Stadt“ aufgenommen und es ist für die Weiterentwicklung des ehemaligen „Hauses der Selbsthilfegruppen“ im Stadtteil Pölling ein bauliches und inhaltliches Konzept für ein weitergehendes, auf die Gesamtstadt ausgelegtes „Haus des Engagements“ entwickelt worden.
Das Handlungsfeld „Demographischer Wandel“ beinhaltet Konzepte und Maßnahmen, um der demographischen Entwicklung gerecht zu werden. So erfolgte eine Mitarbeit beim seniorenpolitischen Gesamtkonzept des Landkreises, das Bürgerhaus wurde „Digital Kompass“-Standort für die Heranführung von SeniorInnen an die Digitalisierung und das Bürgerhaus hat erneut den Status als Mehrgenerationenhaus erhalten. Dabei kann die Stadt Neumarkt auf die konkreten Angebote und Hilfen der Kooperationspartner Bürgerstiftung, Freiwilligen Agentur Neumarkt, GENiAL e.V. und Storchennest e.V. zurückgreifen.
Im Handlungsfeld „Kinder, Jugend und Familie“ wurden die Angebote für Familien mit einem jährlichen Familientag, einer Randzeiten- und Notfallbetreuung sowie einem Treffpunkt für Alleinerziehende weiter entwickelt, die Familienkarte wurde neu aufgelegt und Kinder und Jugendliche wurden verstärkt zu Themen der Nachhaltigkeit mit verschiedenen Veranstaltungen beteiligt.
Das Handlungsfeld „Integration“ kann in den letzten beiden Jahren neue Veranstaltungsformate wie z.B. „Neumarkt – Stadt für Alle“ und die Ausstellung „Echte Neumarkter“ in Kooperation mit dem Amt für Kultur vorweisen, das Projekt „Brückenbauer“ mit der Ausbildung von ehrenamtlichen IntegrationsbegleiterInnen wurde umgesetzt und Neumarkt erhielt die Anerkennung als Intercultural City des Europarates.
Das Handlungsfeld „Klimaschutz und Klimaanpassung“ umfasst u.a. die Aktualisierung des Faktor 10 Förderprogramms „Nachhaltiges Bauen und Sanieren“ durch eine stärkere Gewichtung von nachhaltigen Baustoffen, die Zertifizierung Neumarkts als „Fahrradfreundliche Kommune“, die Auflegung eines Förderprogramms für Lastenräder sowie Maßnahmen zur weiteren Umsetzung einer energiesparenden Straßenbeleuchtung.
Im Handlungsfeld „Entwicklungszusammenarbeit“ geht es um die Umsetzung eines 10-Punkte-Plans in der Nachhaltigkeitspartnerschaft mit der südafrikanischen Gemeinde Drakenstein durch verschiedene Förderprojekte mit Zuschüssen des Bundesentwicklungsministeriums, u.a. zu den Themen Abfallmanagement, Flussrenaturierung und Fairer Handel. Aktuell wird in Drakenstein zudem ein sogenannter „Climate Smart Park“ angelegt, der insbesondere ein „Grünes Klassenzimmer“ für die Umweltbildungsarbeit beinhalten wird.
Das Handlungsfeld „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ist ein Querschnittsthema. Mit dem städtischen Förderprogramm „Eine Welt – Unsere Verantwortung“ konnten in den letzten Jahren insgesamt 20 Kleinprojekte verwirklicht werden. Zudem erprobt die Mittelschule West als „Modellschule Nachhaltigkeit“ ein ganzheitliches Konzept zur Umsetzung von Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Schullebens. Schließlich konnte die Stadt Neumarkt einmal mehr das Prädikat „Kommune mit Auszeichnung 2019/2020“ im Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erhalten und mit der Veranstaltung „Eine andere Welt ist möglich“ mit Dr. Vandana Shiva war im Januar noch eine Großveranstaltung mit 700 Gästen möglich.
Im Handlungsfeld „Nachhaltiger Lebensstil“ kann das Jubiläum „10 Jahre Fairtrade Stadt“ und die Auszeichnung als „Hauptstadt des Fairen Handels 2019“ mit einem Preisgeld von 70.000 Euro eingeordnet werden. Zudem wurden in der Stadtverwaltung Richtlinien zur nachhaltigen Beschaffung entwickelt und eingeführt sowie beispielhafte Beschaffungen wie z.B. Arbeitskleidung für den Bauhof, zertifiziert von der Fair Wear Foundation, und Lätzchen für die Neugeborenen aus fair gehandelter Biobaumwolle durchgeführt.
Der Fortschrittsbericht stellt schließlich fest, dass in Neumarkt eine gute Ausprägung der Entwicklung „vom Projekt zur Struktur“ vorherrscht. Nachhaltigkeit bleibt jedoch auch weiterhin ein Lernprozess, bei dem es die Aufgabe ist, Schritt für Schritt in allen Bereichen nachhaltiger zu handeln.
Weitere Informationen: Neumarkter Nachhaltigkeitsstrategie und Fortschrittsbericht 2020 unter: https://buergerhaus-neumarkt.de/service/download/