Die Stadt Neumarkt beherbergt manches Schatzkästlein und die Neumarkter Fremdenführer lassen Gäste und vor allem Einheimische bei ihren Führungen einen tiefen Blick hinein tun. Am Sonntag fand die erste “Sonntagsführung für Jedermann” nach dem Sommer statt und sie führte bei strahlendem Sonneschein vom Rathaus hinüber in die benachbarte Johanneskirche.
„Das Münster St. Johannes und seine Jahreskrippe“ lautet der Titel der Führung von Angelika Trummer. Das Münster steuern die Gästeführer häufig an, weil es vom Isenheimer Altar bis zu den bunten Bleiglasfenstern manchen Schatz enthält. Bei der Führung am Sonntag war zum ersten Mal die barocke Jahreskrippe das Ziel.
Wegen der geltenden Corona-Vorschriften mussten alle Teilnehmer sich nicht nur wie üblich spätestens am Samstag anmelden, sondern auch die “3-G-Regeln” erfüllen. Die Fremdenführererin war also verpflichtet, zu prüfen, ob alle, die dabei waren geimpft, getestet oder genesen waren. Weil davon sehr viele Neumarkter, die sich eigentlich für das Ziel des sonntäglichen Spazierganges interessiert hätten, von diesen notwendigen Regularien abgeschreckt wurden, folgten nicht wie sonst bei den Sonntagsführungen eine große Schar von Gästen der Fremdenführerin, sondern nur eine kleien Gruppe von Wissbegierigen. Deren Erwartungen wurden aber nicht enttäuscht.
Schon vor dem Münster schlug Angelika Trummer den Bogen von der Entstehung der Stadt Neumarkt bis hin zur Fertigstellung der Stadtkirche, wie sie heute da steht im 15. Jahrhundert. Und drinnen in der angenehm kühlen gotischen Hallenkirche stand Krippenpfleger Josef Wittmann der kleinen Gruppe über seine Schützlinge Rede und Antwort.
Die Barocke Münsterkrippe von St. Johannes geht in ihren Anfängen ja auf die Padres der Gesellschaft Jesu zurück, die mitten im 30jährigen Krieg in der Gegenreformation nach Neumarkt kamen, um die Einwohner im Auftrag der Obrigkeit wieder “katholisch zu machen”. Ihre Namen sind noch immer in der Marienkapelle des Münsters in der Reihe aller Priester nachzulesen, die an dieser Stelle jemals gewwirkt haben.
Zum “Werkzeugkasten” des Ordens gehörten an allen Orten, wo die Jesuiten damals tätig waren fromme Theateraufführungen – und eben auch das “gefrorene Theater” der prächtigen Krippen im “Jesuitenmaß”. Damit ist die Größe der Figuren von bis zu 1 Meter gemeint, wie sie auch in Neumarkt in monatlichem Wechsel ihre frommen Vorstellungen auf der Krippenbühne geben.
Am Ende der Führung wartete noch ein besonderes Schmankerl auf die Führung. Josef Wittmann öffnete für sie den “Krippenkeller” im ehemaligen Wohnhaus der Armen Schulschwestern in der Bräugasse. Dort steht in Reih’ und Glied das ganze “Ensemble” der Neumarkter Münsterkrippe und wartet geduldig mit allen Requisiten darauf im monatlichen Wechsel eine neue Geschichte aus dem Evangelium darstellen zu dürfen. Im Oktober wird das die Geschichte vom Herrschen und Dienen im Markusevangelium sein, verriet der Krippenpfleger.
Die nächsten Angebote der Neumarkter Gästeführer sind der „offene Stadtspaziergang“ am kommenden Samstag und die spannende Führung durch Neumarkt mit dem Titel “Mord und Totschlag 2.0” am kommenden Sonntag. Anmeldeschluss ist Samstag, der 11.9. um 12 Uhr in www.tourismus-neumarkt.de/sonntagsfuehrungen oder per Telefon unter 09181 255-125.