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Praktische Berufsorientierung trotz Corona: Erfahrungen sind nur schwer zu ersetzen

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Braucht man hier handwerkliches Geschick? Dort räumliches Vorstellungsvermögen? Ist es wichtig, Kraft zu haben oder Ausdauer? Liegt es mir, besonders sorgfältig zu arbeiten? Ist hier Feinmotorik gefragt und bin ich ein Typ dafür? Kann ich den Geruch ertragen? Viele Jugendliche wissen weder genau, wo ihre Stärken liegen, noch was sie beruflich wollen. Sie haben jede Menge Potenzial, aber manchmal ahnen nicht mal sie selbst welches. 

Beim Finden dieser Neigungen haben bisher die Schulen mit den dort stattfindenden Berufsorientierungsmaßnahmen einen großen Beitrag geleistet. Die von den Schulen organisierten Praktika waren bisher für die meisten Schüler der erste Einblick in die Berufswelt. Doch die Corona-Krise bestimmt momentan das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Deutschland. Auch das Berufsbildungssystem steht vor der Herausforderung, kurzfristig auf die geänderten Rahmenbedingungen reagieren zu müssen. Die Berufsberatung hat eine Telefon-Hotline installiert, die täglich für Jugendliche und Eltern erreichbar ist. Die Berufsberater*innen bieten in diesen Zeiten auch verstärkt telefonische Beratungen und Beratungen per Video-Telefonie an.   Denn nahezu alle bisherigen Angebote der Berufsorientierung sind aktuell nicht oder nur sehr eingeschränkt verfügbar: Präsenz-(Berufsorientierungs-) unterricht, persönliche Berufsberatung an Schulen und vor Ort in den Agenturen für Arbeit, Zugang zu Berufsinformationszentren, Ausbildungsmessen, Praktika und Bewerbungsprozesse und Vorstellungsgespräche, Angebote zur Berufsqualifizierung und Freiwilligendienste. 

Doch wie also die Herausforderung der praxisnahen Berufsorientierung angehen, wenn die bestehenden Strukturen nicht „wie früher“ funktionieren? Wie also aktuell die richtige Entscheidung für den nächsten Lebensabschnitt treffen? Informationen und Angebote gibt es viele, aber wie findet man das Richtige für sich? Zu diesem Zweck haben sich aus der MINT-Region Landkreis Neumarkt i.d.OPf. viele Ansprechpartner*innen zusammengefunden, um sich gemeinsam Gedanken darüber zu machen, wie der Ausfall der Berufsorientierungsmaßnahmen für den Landkreis abgemildert werden kann. „Eine schnell umsetzbare Idee war die umfassende Zusammenstellung der vorhandenen Möglichkeiten hier im Landkreis“, äußerst sich stellvertretend für alle Beteiligten Petra Buttenhauser, MINT-Managerin bei der REGINA GmbH. „Es hat mich auch sehr gefreut, dass sich so breite Unterstützung für das Thema unbürokratisch zusammengefunden hat: Schulen, Firmen, Wirtschaftsförderung, Arbeitskreis SchuleWirtschaft, Gemeindliche Jugendpflege (Jugendarbeit), IHK, Handwerkskammer, KHS und die Agentur für Arbeit“.

 Junge Menschen brauchen eine Perspektive

Der Bayerische Jugendring (BJR) und die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jugendsozialarbeit Bayern haben jüngst in einem Pressestatement kritisiert, dass die Politik bei den Maßnahmen zur Bewältigung der SARS-CoV-2-Pandemie Jugendliche und ihre Lebenswirklichkeit nahezu vollständig ignoriert bzw. kaum auf der Agenda hat. Mit der SARS-CoV-2-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen in vielen Lebensbereichen Jugendlicher droht die Gefahr, dass eine junge Generation mit weniger Chancen heranwächst. Diese Entwicklung gilt es nicht zum sozialen Sprengstoff werden zu lassen. 
Derzeit darf Jugendarbeit, aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen, Jugendlichen nur in stark eingeschränkter Weise und unter Beachtung der Hygienevorgaben Hilfestellungen, wie Unterstützung bei der Erstellung von Bewerbungsschreiben, in direktem Kontakt zukommen lassen. Erfahrungsgemäß können Online-Angebote den persönlichen Kontakt und die Qualität bei Präsenztreffen nur schwer ersetzen. 

Um ein Signal der Solidarität und Unterstützung für Schulabgänger bei ihrer Suche nach beruflichen Perspektiven zu setzen, wurde beispielsweise von Jugendpfleger des Markt Pyrbaum, Jochen Hirschmann, ein Aufruf an die Pyrbaumer Firmen gestartet, Praktikumsangebote sowie Ausbildungsstellen über einen vorgefertigten Fragebogen an das Jugendbüro zu melden. „Die gesammelten Daten werden in einer Liste zusammengefasst und über die gemeindliche Homepage sowie Socialmedia-Kanäle Interessierten niederschwellig und auf kurzem Weg zur Verfügung gestellt. Neben Pyrbaum sind auch die Gemeinden Burgthann und Postbauer-Heng bei diesem Projekt mit am Start, da die drei AOM-Gemeinden über einen Schulverbund miteinander verknüpft sind und in regelmäßigem Austausch stehen“, erläutert er das Ziel der Aktion. Auch für die sich beteiligenden Firmen hat die Unterstützung bei dieser Zusammenstellung einen Vorteil, denn oftmals ist bei Jugendlichen sowie bei Eltern wenig darüber bekannt, welche Betriebe in den Gemeinden in welchen Berufen ausbilden. Dies dürfte sich ein Stück weit ändern und Firmen bei der Suche nach Auszubildenden unterstützen. 

Überblick berufliche Orientierung im Landkreis

Viele virtuelle Möglichkeiten wurden bereits zentral, z.B. durch die Bundesagentur für Arbeit geschaffen. So können z.B. auf https://planet-beruf.de/ interaktive Arbeitsblätter zu den Berufswahlschritten Orientieren, Entscheiden, Bewerben sowie das Erkundungstool Check-U genutzt werden. Zudem organisieren Berufsberater*innen in der Stadt und im Landkreis Neumarkt digitale Berufswahlseminare an einzelnen Schulen. Hier können Arbeitgeber und Auszubildende direkt in den Austausch mit Schüler*innen treten. Mit der Kamera werden direkte Einblicke in die Betriebe gegeben und Fragen beantwortet. Aber auch die Schulen selbst sind nach allen Kräften bemüht, die Jugendlichen zu unterstützen.

Situation in den Schulen

„Die Berufsorientierung an der Mittelschule befindet sich in einer besonders schwierigen Phase, da ein Großteil der Jugendlichen auf unterstützende Maßnahmen angewiesen ist und tragende Säulen aktuell nicht zur Verfügung stehen“ so Christoph Weigert vom staatl. Schulamt. Denn die von der Arbeitsagentur und vom Kultusministerium finanzierten Berufsorientierungsmaßnahmen mussten zwischen März und Juli größtenteils entfallen. Wenige konnten verschoben und im Oktober 2020 nachgeholt werden. Die zwischen Dezember und Februar geplanten Maßnahmen mussten nun in das Frühjahr und in den Sommer verlegt werden. Muss der Distanzunterricht aufgrund des Infektionsgeschehens in den Jahrgangsstufen 5 bis 8 weitergeführt werden, sind weitere Verluste unvermeidlich. Ebenso mussten Werkstatttage und Potenzialanalysen in Verbindung mit den Berufsorientierungsprogrammen auf die lange Bank geschoben werden. „Noch besteht Hoffnung, dass wir die Kurve bekommen. Alle involvierten Träger zeigen sich flexibel, kooperativ und gewillt gegebenenfalls in modifizierter Form die so wichtige Berufsorientierung am Laufen zu halten“, ergänzt Weigert weiter. Gleiches gilt für Mittelschulen, denen momentan nichts anderes übrigbleibt, als auf das Klassenlehrerprinzip und auf die digitalen Angebote / Eigenkreationen zu setzen. Denn das genannte Klassenlehrerprinzip – ein großer Vorteil der Mittelschule – lebt von einer intensiven Lehrer-Schüler-Beziehung, die oftmals hinsichtlich der Berufsorientierung den entscheidenden Faktor darstellt. „Unsere Lehrkräfte begleiten, beraten, unterstützen und fördern jeden einzelnen Jugendlichen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen hochengagiert und wo es nur geht, können noch viel abfedern, stoßen aber genauso wie unsere Fachlehrkräfte immer mehr an Grenzen, da die praktische Erfahrung und der Kontakt zu Betrieben auch nicht durch digitale Angebote ersetzt werden kann.“ Online-Berufsinformationstage wie sie aktuell an der Martini-Schule Freystadt erprobt werden, Unterstützungsangebote aus dem Kultusministerium, z.B. die „Ausbildungswochen Bayern, sowie von der Arbeitsagentur werden trotz allem an Wichtigkeit gewinnen, je länger uns die Pandemie im Griff hat. Auch wenn viele Jugendliche den Kontakt zur Klassenlehrkraft nutzen können und den Distanzunterricht mit hoher Motivation in sich aufsaugen, treten nicht wenige aus unterschiedlichen Gründen auf der Stelle und verlieren den Anschluss. Die sogenannte Schere im Bereich der Leistungen wird immer größer und seelische Probleme nehmen nach Auskunft von Psychologen, Psychiatern und Psychotherapeuten unübersehbar deutlich zu. „Das ist Anlass zu großer Sorge und bedeutet, dass wir in der Zeit nach Corona nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und darauf hoffen können, dass sich alles wieder von selber einrenkt. Jugendliche werden sehr wahrscheinlich mit großen Wissenslücken möglicherweise im falschen Beruf umfangreiche Hilfen benötigen, um zu einer zielgerichteten Lebensplanung und Berufsorientierung zurück zu finden. Darauf müssen wir uns einstellen.“, so Herr Weigert. „Es erfordert von allen Akteuren unseres Landkreises viel Verständnis, Empathie, große Kraftanstrengungen, gegenseitige Information und eine gute lösungsorientierte Kommunikation“. Das erwähnte Angebot der Mittelschule Freystadt entstand auf einem Treffen des Arbeitskreis SchuleWirtschaft. Dort wird aktuell ein „Virtuelle Berufsinformationstag“ für die 7. bis 9. Klassen geplant.“ Die Idee des Online-Berufsinformationstags entstand aus der Problematik, dass während der Corona-Pandemie die Berufsorientierung vor Ort in den Betrieben durch Praktika und Erkundungen, aber auch das Weiterkommen der Schüler in ihrem eigenen Berufsorientierungsprozess zwangsläufig vernachlässigt wurde,“ so Christine Gottschalk, Schulleiterin der Mittelschule Freystadt. Die Abfrage nach den gewünschten Berufsfeldern ergab in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit:  KFZ/Landwirtschafts-Mechatroniker, Kauffrau für Bürokommunikation, Erzieher/Kinderpfleger, Schreiner/Zimmerer, Elektroniker. Sehr zum Leidweisen von Frau Buttenhauser, Dipl. Wirtschaftsinformatikerin seit dem Jahr 2000, findet sich das Berufsfeld „Informatik“ in keiner Ausprägung unter den Top ten. Und das, obwohl speziell auch dort massiver Bedarf an Nachwuchskräften besteht, die Verdienstmöglichkeiten sehr gut und flexible Arbeitszeitmodelle Standard sind.

Auch die Realschulen bieten Möglichkeiten zur beruflichen Orientierung an. An der MRS / KRS Neumarkt unterstützen z.B. die Firmen Dehn und Pfleiderer die Berufsorientierung. „Über Teams-Zugänge können sich Schüler individuell oder im Klassenforum zu den Terminen einloggen und ihre Fragen stellen“, erläutert Anke Schröter, Leiterin Rekruiting + Onboarding Fa. Dehn. Der Unterricht an den Realschulen läuft nach Stundenplan mittels Videokonferenzen, sodass hier die Fragen direkt beantwortet werden können. Andreas Götz, Ausbilder bei der Firma Pfleiderer, zeigt Interessierten mittels „Helmkamera-System“ live Eindrücke aus der Werkstatt und dem Alltag der Auszubildenden. Hier zeigt sich die Kreativität und der Wille zusammenzuarbeiten. Die staatl. Realschule in Berching wird kurz vor Beginn der Sommerferien mit den 9. Klassen am „Tag der Ausbildung“ der Region Altmühl-Jura teilnehmen. Dabei können die Jugendlichen an „Touren“ teilnehmen und zwei Betriebe kennenlernen. Auch wird wohl „eine Woche Betriebspraktikum während der Schulzeit Ende des Schuljahres angeboten werden, leider nur sofern es das Pandemiegeschehen zulässt und die Betriebe Praktikanten aufnehmen“ informiert Daniela Haas, Konrektorin an der Realschule. „Ob unser Projekt azubi@school stattfinden kann, ist ebenfalls unklar“, denn dabei stellen Auszubildende ihren Beruf vor Ort in der Schule vor. „Besonders der praktische Teil war hier immer besonders wertvoll – und der ist virtuell nicht ersetzbar,“ ergänzt Haas.  

Auch an den Gymnasien mussten zahlreiche Veranstaltungen zur Studien- und Berufsinformation entfallen oder wurden als Online-Veranstaltungen abgehalten. Gerade noch Glück hatte man, dass am 7. März 2020, also eine Woche vor der Schließung der Schulen, der Neumarkter Berufsinformationstag stattfinden konnte. Danach war z.B. am WGG nur noch eine einzige Präsenzveranstaltung möglich – die Potenzialanalyse des bfz für die neunten Klassen im November 2020. Alles andere wurde entweder abgesagt – z.B. die Initiative Job-Shadowing, der Projekttag „WGG 4.0“ oder die Betriebspraktika für die 10. Jahrgangsstufe – oder fand online statt, so der Regensburger Hochschultag, das Vocatium Erlangen oder der digitale TechDay. Selbst das Beratungsangebot durch die Bundesagentur für Arbeit reduziert sich derzeit auf telefonische Beratungsgespräche auf Anfrage durch die Schüler, da wegen Corona keine persönlichen Besuche vor Ort möglich sind. Gerade in letzterem Fall zeigt sich, dass hier große Informationsdefizite entstehen werden, da den mittlerweile durchaus gestressten Schülern ihre unmittelbare schulische – und das heißt: in vielen Fällen unsichere – Zukunft mehr am Herzen liegt als der Blick auf die jenseits des Abiturs liegende Studien- und Berufswelt“, so Bernhard Schiffer, Direktor des Willibald-Gluck-Gymnasiums in Neumarkt.

Ähnlich wie an den Gymnasien kann die Situation an der FOSBOS Neumarkt beschrieben werden. Markus Domeier, Direktor der FOSBOS erläutert: „Geplante Veranstaltungen des zuständigen Berufsberaters der Agentur für Arbeit konnten nicht stattfinden. Demzufolge stieg die Nachfrage bei der schuleigenen Beratungslehrkraft signifikant an, die auch online bzw. per Telefon zur Verfügung steht.“. Entfallen mussten leider auch die bewährten Maßnahmen (z. B. Besuche in den schuleigenen Werkstätten der FOS oder gemeinsame Informatik-Projekte), die vor Corona für Schülerinnen und Schüler der beiden Neumarkter Realschulen im Rahmen der langjährigen Kooperation zwischen den Realschulen und der FOS einen festen Bestandteil im Schuljahresablauf bildeten. Allgemeine Informationstage und spezielle Informationsstunden zur FOS für Schülerinnen und Schüler der Realschulen wurden gänzlich auf virtuelle Formate, wie z. B. Web-Seminar, umgestellt. Die fachpraktische Ausbildung an der Fachoberschule, die für die Schülerinnen und Schüler im Umfang eines halben Schuljahres verpflichtend ist und neben den wertvollen Einblicken in verschiedene Tätigkeitsbereiche auch der Berufsfindung dient, konnte coronabedingt nicht in allen außer- und innerschulischen Praktikumsbereichen aufrechterhalten werden. Es werden alternativ zwar digitale Formate im Rahmen eines „Praktikums auf Distanz“ angeboten, die jedoch die überaus wichtigen berufspraktischen Erfahrungen der fachpraktischen Ausbildung an der FOS nur im Ansatz ersetzen können. „Auch auf dem Weg zu einem Hochschulstudium sind berufspraktische Erfahrungen von großem Wert und durch nichts zu ersetzen“, sagt der Schulleiter der FOSBOS Neumarkt, Markus Domeier, der selbst in jungen Jahren eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker absolviert hat und diese frühe Berufserfahrung bis heute schätzt.
An den Berufsschulen dürfen zwar aktuell die Abschlußklassen in Präsenz beschult werden, praktischer Unterricht z.B. auch für die Vorbereitung zur praktischen Abschlußprüfung ist jedoch nur eingeschränkt umsetzbar. Alle anderen Auszubildenden verbringen ihre Berufsschulzeit zu 100 Prozent im Homeoffice! Eine enorme psychische Belastung, da die Prüflinge nur schwer einschätzen können, wo sie stehen – und das kurz vor der Prüfung! Auch an den sonderpädagogischen Schulen im Landkreises gelten die bereits beschriebenen Herausforderungen, eher noch härter!

Wo gibt es weitere Möglichkeiten zur Berufsfindung?

Die Wirtschaftsförderungen von Stadt und Landkreis versuchen ebenfalls, trotz Planungsunsicherheiten, die „vor Ort“ Möglichkeiten wieder anzubieten. „Die Ausbildungsmesse an der Berufsschule wird am 13.10.2021 wieder in Präsenz stattfinden, die Planungen laufen bereits“, so Michael Endres, Leiter der Wirtschaftsförderung des Landkreises. „Diese Messe ist immer sehr wichtig, denn dort kann kompakt auf ein paar Stunden herausgefunden werden, was sich hinter den verschiedenen Berufsbezeichnungen verbirgt. Nicht immer kann man sich darunter etwas vorstellen“, ergänzt Bernd Hofmann, ebenfalls von der Wirtschaftsförderung des Landkreises. Um unnötiges Ausbildungsabbrüche zu vermeiden, ist es wichtig sich vorab ein genaues Bild über die Ausbildungsberufe zu verschaffen. Die Messe findet jährlich an der Berufsschule statt. Rund 60 Firmen aus dem Landkreis präsentieren sich dort. Jugendliche können sich informieren, austauschen und Kontakte knüpfen. Informationen sind unter www.ausbildungsmesse-neumarkt.de zu finden. Sollte es aufgrund von Corona-Einschränkungen nicht möglich sein, eine echte Messe abzuhalten, soll ggf. auf ein virtuelles Format ausgewichen werden.

An wen kann ich noch für ein Praktikum wenden?

Industrie- und Handelskammer: Wer ist das?

Welche Ausbildungsberufe gehören überhaupt zur IHK, der Industrie- und Handelskammer? Zum einen kaufmännische Berufe wie bei Banken, in der Industrie, der Gastronomie aber auch im Handel, genauso aber auch Berufe im technischen Bereich wie Konstruktionsberufe, IT-Berufe oder Mechatroniker. Ansprechpartner für alles rund um die Ausbildung sind die Ausbildungsberater. Mit der IHK-Lehrstellenbörse haben Jugendliche die Möglichkeit, sich über freie Ausbildungsplätze zu informieren. Außerdem kann jeder Lehrstellensuchende auf der Plattform sein Profil hinterlegen und sich bei einem interessanten Ausbildungsplatzangebot gleich bewerben. Die Jugendlichen können selbst auch ein Gesuch für eine Lehrstelle aufgeben, um so Ausbildungsbetriebe auf sich aufmerksam zu machen. Die IHK-Lehrstellenbörse wurde jetzt außerdem um eine zentrale Funktion erweitert. Neben dem kostenlosen Inserieren von Ausbildungsplätzen können nun auch berufsorientierende Schülerpraktika angeboten werden. Die IHK AusbildungsScouts bieten Berufsorientierung jetzt auch online. Im Rahmen  eines Pilotprojekts werden die bayerischen IHKs eine zusätzliche Unterstützung bei der beruflichen Orientierung und Berufswahlentscheidung anbieten. Per Online-Informationsveranstaltung stellen die IHK AusbildungsScouts ihre Berufe vor und beantworten die Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Handwerkskammer / Kreishandwerkerschaft / Innungen: Wer ist das?

Die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz ist die Interessenvertretung des ostbayerischen Handwerks. Martin Kessel, Ausbildungsberater bei der Handwerkskammer motiviert: „Auch wenn der persönliche Kontakt in diesen Zeiten oft nicht möglich ist, möchten wir die jungen Menschen bei ihrer beruflichen Orientierung begleiten. In auf die Zielgruppe zugeschnittenen Online-Seminaren stellen wir die Karrieremöglichkeiten im Handwerk dar und beantworten auch gerne im Rahmen digitaler Ausbildungsmessen die Fragen der Schülerinnen und Schüler“. Freiwillige Ferienpraktika sind übrigens für Schüler ab dem 15. Lebensjahr auch in Corona-Zeiten möglich und von Handwerksbetrieben gewünscht. Fast alle Lehrstellenangebote in unserer Lehrstellenbörse eignen sich auch als Praktikumsstellen. Denn „das Handwerk bietet hervorragende Karrieremöglichkeiten und hat sich gerade in der Krise als Stabilitätsanker in der Region gezeigt“, so Kessel.
Patrick Brandl, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Neumarkt, ergänzt: „Wenn du dich nicht scheust, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, um Altes zu reparieren oder Neues zu erschaffen und du ein gewisses Talent mitbringst, dann bist du im Handwerk richtig. Dann solltest du dein Talent zum Beruf machen, denn es gibt genug handwerkliche Jobs, die auf Macher wie dich warten! Wer sich für eine Ausbildung im Handwerk interessiert, dem eröffnen sich eine große Auswahl verschiedener Berufe und eine hervorragende Perspektive für die spätere berufliche Laufbahn“ so Brandl von der Kreishandwerkerschaft. Im Handwerk werden ca. 130 verschiedene Ausbildungsberufe angeboten, vom Anlagenmechaniker für SHK, über Elektroniker, Friseur oder Maurer bis hin zum Zimmerer. Hochmoderne Technik, Kreativität, Ideenvielfalt und Freude am Umgang mit Menschen und den verschiedensten Werkstoffen sind in den meisten Ausbildungsberufen gefordert. 

Fazit: Fast jeder Ausbildungsbetrieb bietet auch ein Praktikum an!

Auch wenn es gerade nicht einfach ist: Es gibt es viele Möglichkeiten, die auch in der jetzigen Zeit zur Verfügung stehen. Allerdings ist dazu oft erhöhtes individuelles Engagement von Jugendlichen / Eltern nötig, um praktische Erfahrungen mittels Schüler- / Ferienpraktikum sammeln zu können. Viele Firmen, Stellen, Einrichtungen im Landkreis engagieren sich ebenfalls bereits an und mit den Schulen, bei Aktionen der MINT-Region, bei verschiedenen Ausbildungsmessen oder Informationevents. Firmen bieten auf der Firmenhomepage umfangreiche Informationen, Einblicke per Video in den Betrieb, Videos mit Azubis etc. an. „Alle Schüller*innen, die ein Praktikum absolvieren möchten, können sich auf unserer Internetseite darüber informieren. Dort sind alle Ausbildungsberufe aufgeführt, in die man Anhand eines Schülerpraktikum /Schnupperpraktikum ausprobieren kann,“ so Markus Götz, Ausbilder bei der Firma Klebl. Denn aus Praktikant*innen werden später Mitarbeitende – ob mit Ausbildung oder Studium! „Das Thema praktische Berufsorientierung ist enorm wichtig und wird bisher in seiner Sprengkraft noch nicht vollständig wahrgenommen“, verdeutlicht nochmals Petra Buttenhauser.

Wie aber nun vorgehen? Die erste Anlaufstelle sollte immer die Lehrkraft an der Schule sein, die für das Thema Berufsorientierung zuständig ist (bei geschlossenen Schulen Anruf/eMail). Meist gibt es dort bereits eine Liste mit Praktikumsplätzen. Orientierung auch im Namensdschungel der Berufsbezeichnungen geben jederzeit gerne die Berufsberater der Agentur für Arbeit. Auch die Internet-Suchmaschinen helfen hier mit ein paar Klicks weiter: einfach den Namen der Firma, des Wunschberufs und Ausbildung eingeben, dann landet man gleich an der richtigen Stelle. In der Infobox finden sich auch die Ausbildungsbörsen der IHK, Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaft. Jetzt noch unbürokratisch per Telefon oder Email Kontakt mit der Wunsch-Firma aufnehmen und sich mit der Personalabteilung / Ausbildungsleitung verbinden lassen und höflich und informiert durchstarten. Allerdings kann sich niemand über die jeweils gültigen Hygienebestimmungen oder Corona-Zahlen hinwegsetzen – aber alle versuchen zusammen diese Zeit zu überstehen. Für Jugendliche, die keinen Zugang zu den hier beschriebenen Angeboten haben, kann die Idee von Jochen Hirschmann als Idee evtl. auch für weitere Gemeinden im Landkreis dienen. 

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