Die ehrenamtlichen Maschinisten der Feuerwehren sind auf Einsatzfahrten mit Blaulicht und Martinshorn einer hohen Belastung ausgesetzt, denn auf einer solchen Fahrt im Stadtverkehr müssen sie im Schnitt alle 19 Sekunden auf eine kritische Situation reagieren. Um Unfälle zu vermeiden, müssen die Fahrer und Fahrerinnen also auf vieles gleichzeitig achten. So müssen sie beispielsweise trotz aller Eile mit angepasster Geschwindigkeit fahren, um etwa auf das unerwartete Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer rechtzeitig reagieren zu können. Es gilt der Grundsatz Sicherheit vor Schnelligkeit, so Kreisbrandmeister Daniel Gottschalk.
Die Versicherungskammer Bayern und das Bayerische Innenministerium haben gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Bayern das Projekt »Sondersignal-Fahrt-Trainer SFT« gestartet, um Einsatzfahrerinnen und -fahrer auf gefährliche Situationen bei Einsatzfahrten besser vorzubereiten. Im Zuge des Projektes wurden zwei Einsatzfahrten-Simulatoren im Wert von je 175.000 Euro beschafft. Die beiden Einsatzfahrten-Simulatoren sind fest in Anhängern verbaut, der Fahrersitz und das Armaturenbrett sind einem Transporter nachempfunden. Das mittels Elektromotoren angesteuerte Bewegungssystem der Fahrerkabine vermittelt ein realistischeres Fahrgefühl. Auf drei großen Bildschirmen wird die Strecke dargestellt. Die Szenarien bieten eine große Vielfalt, es stehen mehrere vorgefertigte Einzelstrecken als Stadt-Land- und reine Stadtszenarien zur Verfügung. Dadurch fährt im späteren Training jede/r Teilnehmende eine andere Route mit unterschiedlichen Gefahrenstellen. Denn auch in einer gleichen Ortschaft kann an der gleichen Kreuzung eine andere Gefahrensituation wiedergegeben werden. Auch verschiedene Witterungen wie Regen bzw. Regen mit Gewitter in verschiedenen Stärken, Nebel mit unterschiedlichen Sichtweiten, sowie Dämmerungs- und Nachtfahrten stehen in der Software zur Auswahl.
Ziel ist es, die Fahrer von Einsatzfahrzeugen insbesondere auf die Risiken einer überhöhten Geschwindigkeit hinzuweisen und für die möglichen Gefahren zu sensibilisieren. Kern des neuen Schulungskonzeptes ist die dezentrale Ausbildung in den einzelnen Landkreisen durch Multiplikatoren. Damit kann jeder Landkreis selbst festlegen, wann er die Schulungen durchführt, Trainingszeiten auf die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen und auch abends und am Wochenende Schulungen anbieten.
Im ersten Schritt wurden nun die Multiplikatoren für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. vor Ort durch Lehrkräfte der Feuerwehrschule Regensburg an zwei Abenden in die benutzerfreundliche Technik und den möglichen Trainingsablauf eingewiesen. Während der Einweisung wurden u.a. Themen wie Sonder- und Wegerechte, Unfallursachen auf Einsatzfahrten sowie Stressfaktoren für die Fahrer behandelt. Der wichtigste Part aber ist, dass die Fähigkeit zur Bewertung der Fahrten vermittelt wird. Hierzu fuhren die angehenden Trainer und Trainerinnen die Szenarien selbst und bewerteten sich gegenseitig. Numehr können sie als Multiplikatoren selbstständig die etwa zweieinhalb Stunden langen Schulungen mit bis zu sechs Teilnehmenden je Durchgang leiten. Das erforderliche theoretische Wissen der Teilnehmenden, beispielsweise über die Straßenverkehrsordnung, »Sonderrecht« und »Wegerecht«, kann zukünftig auch vorab in einem E-Learning vermittelt werden. Die neuen Multiplikatoren können nun künftig möglichst vielen Maschinisten und Maschinistinnen im Landkreis dieses wichtige Training ermöglichen.