Anfang März 2021 hat das Bayrische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration die polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) für das Jahr 2020 für Bayern vorgestellt. Demnach verzeichnet der Freistaat die niedrigste Kriminalitätsrate seit 41 Jahren und gleichzeitig die höchste Aufklärungsquote seit 26 Jahren. Die Region Oberpfalz schnitt dabei fast schon traditionell mit am besten ab und landete bei den Kriminalitätszahlen deutlich unterhalb des bayrischen Durchschnitts.
Wie der Innenminister Joachim Herrmann in einer Pressekonferenz sagte, konnte der langjährige Spitzenplatz bei der inneren Sicherheit im deutschlandweiten Vergleich verteidigt werden. Einen wichtigen Beitrag für die im Jahr 2020 besonders niedrigen Kriminalitätszahlen spielte die Coronakrise.
Die Geschäfte blieben über einen langen Zeitraum geschlossen und wegen der Ausgangsbeschränkungen waren weit weniger Menschen auf den Straßen, sondern blieben abends zu Hause und schauten Fernsehen oder spielten Spiele im Handycasino, für die schon eine sehr kleine Einzahlung zum Ausprobieren reicht. So gab es dementsprechend weniger Ladendiebstähle und Einbrüche.
Für Kleinkriminelle war 2020 demnach ein schweres Jahr. Gleichzeitig offenbart die Statistik für 2020 aber auch einen signifikanten Anstieg für Cyberkriminalität und insbesondere bei Betrugsdelikten im Zusammenhang mit den staatlichen Corona-Hilfen, die vielfach zu Unrecht oder in viel zu großer Höhe beantragt wurden.
„Corona-Effekt“ führte zu weniger Einbrüchen und Ladendiebstählen
Die Zahl der Diebstahlsdelikte ging in 2020 erheblich zurück. Vor allem gab es erheblich weniger Ladendiebstähle. Hier wurden insgesamt 28.796 Fälle verzeichnet. Das entspricht einem Rückgang von 8,5 % gegenüber dem Jahr 2019. Die Ladenschließungen im Lockdown boten dafür schlichtweg weniger Gelegenheit.
Ein ähnliches Bild zeichnete sich auch bei den Wohnungseinbrüchen. Diese sanken in 2020 um 3,7 % auf 4.181 Fälle und damit auf den niedrigsten Stand seit Jahren. Home-Office und Ausgangsbeschränkungen machten es den Einbrechern in 2020 schwer. Sehr erfreulich war in diesem Bereich auch die Aufklärungsquote. Diese lag in 2020 bei 21,3 %, was bundesweit ein Spitzenwert ist.
Weniger Gewaltdelikte und häusliche Gewalt trotz Lockdown
Bei der Gewaltkriminalität gab es in 2020 einen Rückgang um 2,2 % auf 19.507 Fälle. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 19.953 Fälle. Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr bei 87 % Prozent (Im Vorjahr 2019: 85,9 %). Mehr zu aktuellen Fällen in der Region hier. Den größten Anteil machten dabei mit 79,5 % die gefährlichen und schweren Körperverletzungen aus, wobei die Zahl der Fälle aber auch hier von 16.236 in 2019 auf 15.505 im Jahr 2020 zurückging. Die Zahlen im Bereich der häuslichen Gewalt blieben indes auf dem Vorjahresniveau. Das heißt, dass die Coronakrise und der Lockdown anders als erwartet keine besonders negativen Auswirkungen hatten.
Ausländerrechtliche Delikte sanken ebenfalls
Die Zahl der Straftaten ohne ausländerrechtliche Delikte sank im Jahr 2020 um 0,8 Prozent auf 563.187 Fälle. In (2019 waren es 567.961 Fälle. Dabei sind auch die die versuchten Straftaten mit eingerechnet. Diese beliefen sich auf 37.040 Fälle, was einem Anteil von 6,6 Prozent entspricht.
Bei der Zahl der ausländerrechtlichen Delikte wie illegale Einreisen oder illegaler Aufenthalt standen am Ende des Jahres 2020 31.056 Fälle zu Buche. Das entspricht einem Rückgang von 12,5 Prozent (2019: 35.503 Fälle).
Anstieg bei Cyberkriminalität
Die Straftaten im Internetnahmen bereits in den vergangenen Jahren erheblich zu. Auch in 2020 musste ein weiterer Anstieg verzeichnet werden, was teilweise durch den Corona-bedingten Ausweitung des Online-Bereiches zu erklären ist, so Innenminister Herrmann. Insgesamt gab es in 2020 einen Anstieg bei den Online-Delikten um 20 % auf 35.652 Fälle. Im Vorjahr waren es 29.717 registrierte Fälle.
Die Cyberkriminalität stellt für die bayrische Polizei eine der größten Herausforderungen für die Zukunft dar. Herrmann dazu: „Mit einem neuen Pilotprojekt beim Polizeipräsidium Oberfranken erproben wir als erstes Bundesland den vollmobilen Einsatz eines vollwertigen IT-Forensiklabors“, Mit diesem Spezialfahrzeug, das rund 300.000 Euro kostet, Lizenzkosten für Spezialsoftware nicht mit eingerechnet, seien alle Geräte zur digitalen Beweissicherung, entsprechende Software sowie Arbeitsplätze zum Sichern und Sichten digitaler Beweise unmittelbar vor Ort verfügbar.
Pornografie-Straftaten und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung steigen
Die Zahl der registrierten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung nahm im Jahr 2020 deutlich um 23,7 % auf 11.197 Delikte zu. Hier spielen neben den Vergewaltigungen und physischen sexuellen Belästigungen auch digitale Medien wie WhatsApp eine gewichtige Rolle, über die gegen den Willen anderer intime Fotos oder Videos verteilt werden. Die Fallzahlen stiegen bei diesen Delikten in 2020 auf 4.093 gegenüber 2.600 Fälle in 2019. In diesem Bereich seien insbesondere auch Kinder und Jugendliche gefährdet. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich ist jedoch besonders hoch. Sie stieg gegenüber 2019 um 1,7 % auf 85,9 %.
Um Kinder und Jugendliche besser zu schützen, soll zusammen mit Digitalministerin Gerlach in Kürze die bayernweite Präventionskampagne namens „DEIN Smartphone – DEINE Entscheidung“ gestartet werden, um Schüler, Eltern und Lehrkräfte umfassend zu sensibilisieren.
Insgesamt weniger Tatverdächtige
In 2020 wurden in Bayern 254.247 Tatverdächtige registriert. Im Jahr davor waren es noch 259.884 Personen. Unter den Tatverdächtigen befanden sich 166.007 Deutsche (2019: 167.638) und 88.240 Nichtdeutsche (2019: 92.246). Der Anteil der Nichtdeutschen an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen ist gegenüber dem Vorjahreswert um 0,8 Prozentpunkte auf 34,7 % gesunken. Nichtdeutsche hatten mit Stand zum 31.12.2019 einen Anteil von 13,6 % an der bayerischen Bevölkerung, was rechnerisch immer noch eine hohe Kriminalitätsrate unter Nichtdeutschen bedeutet.
Insgesamt zeigt sich damit abermals, dass Bayern im Bereich der Inneren Sicherheit Spitzenreiter ist. Die Anzahl der registrierten Straftaten in 2020 ohne ausländerrechtliche Verstöße war so niedrig wie seit dem Jahr 1991 nicht mehr, obwohl die bayrische Bevölkerung in diesem Zeitraum um rund 23 % zugenommen hat. Bis zum Jahr 2023 soll die Bayrische Polizei mit insgesamt 3.500 zusätzlichen Stellen verstärkt werden, um die noch effektiver gegen die Kriminalität im Land vorgehen zu können.