„Die Würde des Menschen ist unantastbar – immer und überall“ – unter diesem Motto feierten katholisches und evangelisches Dekanat Neumarkt gemeinsam am 9. November in der Neumarkter Hofkirche einen Gedenkgottesdienst zu den Novemberpogromen. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem das aktuelle Engagement verschiedener Gruppen und Initiativen für ein Leben in Würde.
Zunächst schilderte Dekanatsreferent Christian Schrödl, der den Gottesdienst zusammen mit Dekanin Christiane Murner gestaltete, wie am 9. November 1938 auch in Neumarkt die Würde von Menschen sprichwörtlich mit Füßen getreten wurde: Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde zerstört, Menschen jüdischen Glaubens misshandelt und willkürlich verhaftet. Der 13-jährige Max Hahn etwa wurde am nächsten Tag der Schule verwiesen.
„Der Gottesdienst ist notwendiger denn je“, betonte Murner in ihrer Begrüßung. Man dürfe in Deutschland sehr dankbar sein für „jüdische Kultur und Tradition“. Sie freute sich besonders, dass der Gottesdienst musikalisch mit jidischer Musik des Altdorfer Ensembles „Noema“ mit Ullrich Reuter (Klarinette, Gesang), Wim Scheuerlein (Gitarre) und Anne Barokwski (Cello, Kontrabass, Gesang) gestaltet wurde. Die Musiker ließen bei einer anschließenden Soiree mit Klänge und Gedanken aus der jüdischen Welt von der langen Geschichte und Tradition der Weltreligion erahnen.
In ihrer Predigt ging Dekanin Murner vor allem auf das Wort „Ihr seid das Licht der Welt“ in der Bergpredigt ein. Jeder könne selbst zu einem Licht werden sein und seine ganz eigenen Begabungen und Fähigkeiten einbringen, damit die Welt immer menschlicher werden kann. „Es ist uns wichtig, nicht nur auf die Vergangenheit zu blicken, sondern auch in den Gegenwart zu sehen, wo sich Menschen heute für ein Leben in Würde einsetzen“, hob die evangelische Dekanin hervor.
So stellte etwa Tanja Kölbel, Leiterin der Grundschule an der Bräugasse mit Kindern aus 25 Nationen, das Projekt „Engel der Kulturen“ vor, das der Verständigung von Kulturen und Religionen dienen soll. Schüler der Mittelschule Weinberger Straße informierten über die Initiative AMS (Anti-Mobbing-Schüler). Anke Trautmann aus Altdorf von der „Seebrücke“ erläuterte, warum der Einsatz für Geflüchtete ein unverzichtbares Engagement für die Würde des Menschen ist. Und Thomas Torres Caraballo berichtete vom Neumarkter Leb-mit-Laden, der ein Beitrag dazu sei, dass auch sozial Benachteiligte in Würde leben könnten. Dekanatsreferent Schrödl entzündete schließlich auch Lichter für die Pflegenden in Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe.