Offiziell darf sich die Stadt Neumarkt seit Februar 2020 Intercultural City nennen. Sie ist damit eine von nur drei deutschen Städten in diesem europäischen Programm, das der Europarat unterstützt. Dazu gehört auch, dass sich Vertreter des Europarates die Kommunen genau anschauen und eine Bestandsaufnahme vornehmen, ob und inwieweit die Kriterien dafür erfüllt sind und in welchen Bereichen die Kommunen wie weiter voranschreiten könnten und sollten. Auch Neumarkt wurde einer entsprechenden Prüfung vor Ort unterzogen und soll einen solchen Projektplan erhalten. Dazu waren Andrea Wickström und Claire Rimmer vom Europarat mehrere Tage in der Stadt gewesen. Oberbürgermeister Thomas Thumann hatte sie bei ihrem Besuch zusammen mit der Integrationsbeauftragten des Stadtrates Rita Großhauser im Rathaus empfangen. Dabei wies er darauf hin, dass „Neumarkt sich schon früh dank des Engagements einiger Persönlichkeiten wie dem verstorbenen Stadtrat und Integrationsbeauftragten Rainer Hortolani auf den Weg gemacht hat, die interkulturellen Belange zu beachten und den Austausch zu fördern.“ Die Stadt habe erkannt, dass Interkultur und Diversität positive Wirkungen auf viele Lebensbereiche und die Stadtgesellschaft haben können. „Davon überzeugt werden müssen nicht nur die Akteure und Verantwortlichen in den Entscheidungsebenen, sondern so viele Mitbürgerinnen und Mitbürger wie möglich“, stellt Integrationsbeauftragte Großhauser klar. „Auf diese Weise entsteht dann mit der Zeit ein für alle effektives und fruchtbares Netzwerk mit nachhaltigen Strukturen und einem wachsenden Verständnis füreinander, für den Mitmenschen und seiner Kultur.“
Begleitet wird dieses Bestreben aufgrund der Aufnahme in das Programm „Intercultural City“ von außen durch den Europarat. Bis dahin war es ein aufwändiger Weg. Der frühere Integrationsbeauftrage Rainer Hortolani hatte gemeinsam mit Anna Lehrer aus dem Amt für Nachhaltigkeitsförderung den Fragebogen zur Ermittlung des aktuellen interkulturellen Standes der Stadt ausgearbeitet. Dieser war notwendig, um Teil des Netzwerks Intercultural City zu werden. Alle gesellschaftlichen Bereiche wurden im Fragebogen beleuchtet und anhand der abgegeben Antworten erstellte der Europarat einen Index der Stadt, der auf der Seite des Europarats einzusehen ist.
Weil die Pandemie hatte keinen früheren Besuch ermöglicht hatte, kamen nun im Oktober 2021 zwei Vertreterinnen des Europarats nach Neumarkt, um sich vor Ort ein Bild zu machen: Dabei wurden die angegebenen Antworten hinterfragt und über mögliche neue (Weiter-)Entwicklungen gesprochen. Letztlich diente der Aufenthalt auch zum Kennenlernen der Ansprechpartner in der Stadt. Dabei erhielten die beiden Vertreterinnen einen guten Einblick in die Interkultur in Bereichen, in denen die Stadt bereits gut aufgestellt ist und es wurde darüber hinaus ersichtlich, wo die Stadt noch Steigerungspotenzial hat. Am Ende des Prozesses wird die Stadt nun einen perfekt zugeschnittenen Bericht erhalten, der Handlungsstrategie und Modell zugleich sein soll.
Das Programm der beiden Besuchstage wurde von einem aus haupt- und ehrenamtlichen Kräften bestehenden Organisationsteam entwickelt. Stadträtin Rita Großhauser, Marianne Hortolani, Birgit Albersdörfer, Beate Bindemann sowie die Mitarbeiterinnen im Amt für Nachhaltigkeitsförderung Sümeyra Aytar und Anna Lehrer organisierten kleine Gesprächsrunden mit verschiedenen Beteiligten in unterschiedlichen Einrichtungen zu den Themen Bildung, Wirtschaft, Ehrenamt, Medien und Kommunikation und Interreligion. Dabei wurde auch ausgearbeitet, wie die Interkultur dort jeweils mitgedacht und -gelebt wird. „Jede Runde für sich wird, das ist aus der jeweiligen Diskussion sehr deutlich geworden, weiter an und mit dem Thema Interkultur arbeiten“, bekräftigt Anna Lehrer. „Und alle wollen gemeinsam als Netzwerk wirken, damit nachhaltige Strukturen für alle Neumarkterinnen und Neumarkter entstehen können.“