Seit vielen Monaten fragen sich Analysten, ob der Streamingdienst DAZN seine hohen Investitionen jemals wieder einspielen wird. Das Modell der Übertragung von Sportveranstaltungen über das Internet ist zwar nicht neu und in manchen Fällen auch rentabel, doch musste DAZN in den letzten Jahren aufgrund der großen Konkurrenz und der hohen Kosten für den Erwerb von Übertragungsrechten deutliche Verluste hinnehmen.
Da DAZN zwar viele Rechte erworben hat, aber kaum Exklusivrechte für eine bestimmte Sportart innehält, kann man hier nur manche Partie aus einem bestimmten Wettbewerb sehen. Da auf der Plattform in einer Saison nur wenige Spiele übertragen werden, die bestimmte Fans ansprechen, zögern die meisten Interessenten, ein Abonnement abzuschließen. So hält der Zuwachs an Abonnenten nicht den Ausgaben für die Rechte stand und es kommt zu hohen Verlusten bei DAZN.
Auf die Pläne für die Zukunft angesprochen, machte der Chef von DAZN James Rushton gegenüber der BBC eine vollmundige Ankündigung. Er möchte nichts weniger als das Sport-TV-Erlebnis revolutionieren. Hierfür sollen in den kommenden zwölf Monaten Dinge wie Quoten, Wettangebote, Fantasy-Ligen und neue kommerzielle Maßnahmen implementiert werden. DAZN soll in wenigen Monaten zu einer Zielplattform für Sportinteressierte werden, die viel mehr kann und anbietet als Liveübertragungen von Sportveranstaltungen.
Analysten sehen diese Ankündigung wegen der vielen Spieler im Sport-Streamingmarkt kritisch. Zwar kann die Implementierung von Wetten in die Übertragung für viele interessant sein, doch gibt es bewährte Wettanbieter wie bwin, die sicher ein solches Angebot kritisch sehen. Doch eine Zusammenarbeit mit einem großen Player aus dem Bereich der Sportwetten, könnte DAZN auch sicher helfen, neue Abonnenten für die Plattform zu generieren.
Ob DAZN durch den Umbau und das Implementieren von Wetten, Werbung und mehr noch profitabel wird, ist schwer abzuschätzen. Es wird berichtet, dass der Verlust des Konzerns mehr als 1,1 Milliarden Euro beträgt und trotz eines steigenden Umsatzes weiter in die Höhe schnellen könnte.
Da der Markt noch immer sehr jung ist und sich die Art der Verfolgung von Livesport durch AR- und VR-Technologie und immer schnellerer Übertragungsraten wohl in den kommenden Jahren deutlich wandeln wird, ist DAZN trotz der hohen Verluste lange noch nicht abzuschreiben. Es gilt, in den kommenden Jahren das Angebot sukzessive zu erweitern und das Erlebnis der Fans am heimischen Bildschirm zu verbessern. Gelingt dies, könnte der Streamingdienst, der inzwischen in über 200 Ländern nutzbar ist, zu einem Global Player in den Sportübertragungen aufsteigen. Ob dabei das Sport-TV-Erlebnis direkt revolutioniert wird, bleibt aber abzuwarten.