Schüler aus Reischach gewinnt Jugend-forscht-Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission.
Wenn das Herz streikt, ist das gefährlich. Rettungskräfte wie Bastian Auer kennen solche akuten Notlagen. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen. Werden Herzprobleme rechtzeitig erkannt, kann das Schlimmste oft verhindert werden. Der 19-Jährige entwickelt ein kostengünstiges EKG-Gerät, das elektrische Impulse des Herzschlags erfasst und kritische Unregelmäßigkeiten erkennt – mithilfe künstlicher Intelligenz (KI). Dafür erhält der Schüler der Beruflichen Oberschule Inn-Salzach und Berufsoberschule Altötting den Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission (CBM) „Innovationen für Menschen mit Behinderungen“. Der Preis wird im Rahmen des Landeswettbewerbs Bayern der Stiftung Jugend forscht verliehen.
Herzrhythmusstörungen festzustellen ist nicht ganz einfach. Kleine Details und Zusammenhänge in den Kurvendiagrammen von EKGs können auf Lebensgefahr hinweisen, sind aber manchmal selbst für Fachleute leicht zu übersehen. KI könne die Expertinnen und Experten nicht ersetzen, aber eine Diagnose oder Auswertung von Langzeit-EKGs erleichtern, meint Auer.
Er befasst sich mit dem auf elektrischen Impulsen basierenden Herzreizleitungssystem, das Takt und Rhythmus des Herzschlags bestimmt. Und er beschäftigt sich für die Arbeit mit den Funktionen eines EKGs und den Grundlagen künstlicher Intelligenz. Der Schüler arrangiert Bauteile wie Mikrocomputer (Controller), Sensoren, Bildschirm und Piepser auf einer Steckplatte, nicht viel größer als eine Tafel Schokolade. Schließlich haucht er dem Ensemble Leben ein, programmiert ein „neuronales Netz“. So entsteht eine künstliche Intelligenz.
Nachbildung des menschlichen Gehirns
KI funktioniert im Prinzip ganz ähnlich wie die menschliche Intelligenz: Neuronen (Nervenzellen) empfangen Impulse, die sie verarbeiten und weiterleiten. Je mehr Neuronen koordiniert zusammenwirken, desto höher die Denkleistung. Per Programmiersprache bringt der Jungforscher dem System bei, eingehende Daten richtig zu bewerten und einzuordnen. Das muss das Elektronengehirn im Vorfeld lernen. So kann es später die Muster eines gesunden Herzschlags von kritischen Abweichungen unterscheiden. Dazu nutzt der Sanitäter eine Übungspuppe, die Herzrhythmen simuliert. Am Ende zeigt das Gerät Herzrhythmen an und liefert Prognosen über mögliche Komplikationen. CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus ist begeistert: „Bastian Auer ist nicht nur ehrenamtlich als Lebensretter aktiv. Auch mit seiner Entwicklung zeigt er großen Einsatz, um Menschen vor Leid und Tod zu bewahren.“ Brockhaus lobt: „Vor allem kostet Auers intelligentes Gerät nur Bruchteile eines herkömmlichen EKGs. Das ist vielversprechend für unsere Arbeit in den ärmeren Ländern. Dort bieten CBM-Projekte für Menschen mit Behinderung oft auf weiter Strecke den einzigen Zugang zu medizinischer Versorgung. Und die Kapazitäten sind begrenzt. Je erschwinglicher EKGs sind, desto mehr können davon eingesetzt werden.“
Landessieger haben Chance auf CBM-Bundespreis
Der CBM-Sonderpreis zeichnet jedes Jahr kreative Studien und Erfindungen aus, die bei Jugend forscht eingereicht werden. Als Organisation für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern legt die CBM Wert darauf, dass die Arbeiten gerade ihnen den Alltag erleichtern können. Denn von den eine Milliarde Menschen mit Behinderungen leben 80 Prozent in den ärmsten Regionen der Welt. Prämiert werden außerdem Arbeiten, die sich mit dem Zusammenhang von Krankheit und Behinderung befassen oder einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Alle ausgezeichneten Landessieger haben die Chance, den von der CBM ausgeschriebenen Bundessonderpreis zu erhalten. Dieser ist mit 300 Euro dotiert.
Über die CBM
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit mehr als 110 Jahren. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich das Leben von Menschen mit Behinderungen grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 460 Projekte in 48 Ländern. Mehr unter www.cbm.de.