(pde) – Eine Geschichte über innere Stärke und Selbstvertrauen erzählt der belgische Autor und Illustrator Ian de Haes in seinem Buch „Lucias Leuchten“. Passend zum Fest der heiligen Lucia stellt es Religionslehrerin Maria Hauk-Rakos in der Reihe „Buch des Monats“ der Schulabteilung der Diözese Eichstätt vor.
Ihre Rezension beginnt Hauk-Rakos mit einem Verweis auf das Matthäusevangelium: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus.“ (Mt, 5, 14-15).
Lucia wurde mit einem Leuchten geboren. Einem Leuchten, als würde sie eine kleine Sonne im Inneren tragen. Aus Ian de Haes‘ in sanften Farben gehaltenem Bilderbuch strahlt aus nahezu jeder Seite das helle, warme innere Leuchten, das nicht nur von der kleinen Lucia, sondern eigentlich jedem Menschenkind mitgegeben ist – und das doch durch die Zeit und die Umstände oft kraftloser wird, bis es manchmal nur mehr ein glimmender, kaum wahrzunehmender Funke ist.
Auch der Heldin des Bilderbuchs, der kleinen Lucia, der „Leuchtenden“, ergeht es da nicht anders. Sie kommt in die Schule – und sieht sich plötzlich von Seiten ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler Kritik und Unverständnis über ihre besondere Fähigkeit ausgesetzt. Das verunsichert die kleine Heldin zunächst, und so wird auch ihr inneres Leuchten schwächer und kleiner. Lucia zieht sogar dunkle Kleidung an, damit niemand mehr ihr Leuchten sehen kann. Neid und Argwohn bringen ihre besondere Fähigkeit fast zum Erlöschen – bis ihr bewusst wird, wie viel Wunderbares sie eigentlich dadurch bewirken kann. Als die kleine Schwester sich beim Einschlafen vor der Dunkelheit fürchtet, ist es Lucia, die ihr von ihrem Leuchten und ihrer Wärme abgibt und ihr so die Angst nimmt. Lucia teilt ihr Strahlen mit ihren sorgenvollen Eltern und zaubert so ein Lächeln auf deren Gesicht. Lucia spürt: Jedes Mal, wenn sie ihr Leuchten mit anderen Menschen teilt, gewinnt sie an persönlicher Stärke, wächst das „kleine Licht“ in ihr – bis sie sich nicht mehr verstecken will. Lucia weiß nun: Wenn sie den Menschen einfach nur in die Augen sieht und lächelt, kann sie ihre Kraft mit ihnen teilen.
So wird sie auf ihre Weise zur leuchtenden „Superheldin“ – wie schon damals ihre Namensschwester, die heilige Lucia von Syracus, deren Gedenktag wir alljährlich am 13. Dezember begehen. Vor Einführung des gregorianischen Kalenders fiel der „Luzientag“ nicht ohne Grund auf den Tag der Wintersonnenwende – auf den Tag des Jahres, an dem es am kürzesten hell ist, und wir Menschen uns ganz besonders nach Licht und Wärme sehnen.
„Lucias Leuchten“ lehrt in wunderbaren Bildern und kindgerechter Sprache, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, Licht ins Leben anderer Menschen zu bringen – wenn wir unsere Fähigkeit, uns solidarisch füreinander einzusetzen und unser „Licht“ nicht aus Angst vor Unverständnis oder Argwohn anderer „unter den Scheffel stellen“. Die literarische, „kleine“ und die heilige „große“ Lucia sind leuchtende Beispiele dafür!
Gesprächsimpulse und kreative Ideen zum Buch sind unter www.bistum-eichstaett.de/schule abrufbar.
Ian de Haes: Lucias Leuchten, Carl-Auer-Verlag, 2020, ISBN: 978-3-96843-010-2.