Mitgliederversammlung des Landschaftspflegeverbands Neumarkt/Renaturierung der Sulz beim Wettbewerb „Ausgezeichnete Bäche“ prämiert
„Das Aufgabenspektrum und die Arbeitsbereiche des Landschaftspflegeverbands haben sich in den 26 Jahren seines Bestehens stetig erweitert“, betonte Landrat und Vorstandsvorsitzender Willibald Gailler bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Landschaftspflegeverbands Neumarkt i.d.OPf. e.V.
Die zentrale Aufgabe, ausgedrückt im Slogan „Wir sorgen dafür, dass Lebensräume Heimat bleiben“, ist so aktuell wie zur Gründungszeit, die Arbeitsbereiche, die Projektvielfalt und der Arbeitsumfang sind gewaltig gestiegen. Landschaftspflegemaßnahmen, Gewässerrenaturierung, Heckenpflege, Artenhilfsprojekte, Gebietsbetreuung, die Umsetzung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, die Entwicklung von naturbetonten touristischen Angeboten, die Entwicklung und Betreuung der Naturschutzprodukte „Juradistl“, die fachliche Leitung des Umweltbildungs- und Regionalentwicklungszentrums HAUS AM HABSBERG und der Themenkomplex nachhaltige Regionalentwicklung – das alles sind mittlerweile feste Aufgaben im Landschaftspflegeverband. Dies spiegelt sich im jährlichen Haushaltsvolumen von mittlerweile rund 1,15 Mio. Euro.
Die Landschaftspflege ist nach wie vor das deutlich umsatzstärkste Tätigkeitsfeld. Es leistet mit mittlerweile jährlich über 140 Landschaftspflegemaßnahmen einen wesentlichen Beitrag zum Arten- und Biotopschutz und zum Biotopverbund im Landkreis und sorgt dafür, dass Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaften und Lebensräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt erhalten bleiben. Durch die Landschaftspflegemaßnahmen werden die wesentlichen Flächen im Landkreis, die für den Erhalt unserer Artenvielfalt entscheidend sind und die unsere charakteristische Landschaft ausmachen, erhalten und gepflegt. Zu den Aufgaben gehört auch die Neuanlage von Biotopverbundstrukturen wie Hecken und Streuobstbeständen.
Im Jahr 2020 wurden Landschaftspflegemaßnahmen mit einem Kostenvolumen von rund 465.000 € umgesetzt – erneut eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Die Landwirte sind dabei die wichtigsten Partner für die Umsetzung der umfangreichen Landschaftspflegemaßnahmen.
Landrat Gailler stellte heraus, dass es äußerst erfreulich ist, dass im Bereich der Landschaftspflege trotz Corona-Jahr uneingeschränkt gearbeitet werden konnte und dabei das Maßnahmenvolumen sogar noch gesteigert wurde. Hier gilt ein besonderer Dank an die Genehmigungs- und Förderstellen bei der Höheren Naturschutzbehörde und bei der Unteren Naturschutzbehörde.
Neben der Landschaftspflege ist die Gewässerentwicklung in enger Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg ein sehr wichtiges Arbeitsfeld im Landschaftspflegeverband.
15 Kilometer renaturierte Fließgewässer sind die bisherige Bilanz. Für die Renaturierung der Sulz wurden der Landschaftspflegeverband und die vier Projektkommunen Berngau, Sengenthal, Freystadt und Mühlhausen durch Umweltminister Thorsten Glauber beim Landesweiten Wettbewerb „Ausgezeichnete Bäche“ prämiert. Der Preis ist Anerkennung, aber auch Ansporn und Motivation für weitere Vorhaben. Neue Projekte wie am Möninger Bach oder an der Schwarzach bei Rengersricht stehen bereits am Start.
Auch die Heckenpflegemaßnahmen im Rahmen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms werden kontinuierlich umgesetzt. Im Winter 2020/21 wurden an 25 Heckenelementen Schnittmaßnahmen gemäß der ausgearbeiteten 5-Jahres-Pflegekonzepte durchgeführt. 2022 soll im Rahmen eines Projekts durch Erfassung vor und nach Schnittmaßnahmen kontrolliert werden, ob bzw. wie durch die abschnittsweise Pflege Strukturreichtum und Artenvielfalt einer Hecker gefördert werden und welche Arten profitieren. Zielsetzung ist die Entwicklung von Leitlinien und Empfehlungen für die Durchführung von Heckenpflegemaßnahmen, zudem soll ein Infoblatt zur fachgerechten Heckenpflege als Handreichung für die verschiedensten Zielgruppen erstellt werden.
Die Auszahlungen für alle durchgeführten Maßnahmen der Landschaftspflege, Gewässerentwicklung und Heckenpflege betrugen im Haushaltsjahr 2020 rund 485.000 €. Der Landschaftspflegeverband erhielt 2020 für diese Arbeitsfelder Zuschüssein Höhe von rund 602.000 €.
Im Ersatzgeld-Projekt konnte aufgrund der Projektverlängerung um weitere fünf Jahre die Arbeit nahtlos fortgesetzt werden. Der Landschaftspflegeverband ist von der Unteren Naturschutzbehörde in Abstimmung mit dem Bayerischen Naturschutzfonds beauftragt, hier nun insbesondere noch ausstehende ökologische Aufwertungsmaßnahmen sowie die notwendigen Folgepflegemaßnahmen auf den Ankaufsflächen umzusetzen. Das Projekt wurde zudem als Best-Practice-Beispiel für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, die im Rahmen von Windenergievorhaben umgesetzt werden, für eine Broschüre der Fachagentur „Windenergie an Land“ ausgewählt. Aufgrund von Corona wurde das Vorhaben statt in Form einer Broschüre als Webseite umgesetzt, die 2021 fertiggestellt wurde. Als eines von 18 Projekten wird das Ersatzgeld-Projekt auf der folgenden Webseite https://ae-beispiele.fachagentur-windenergie.de/uebersicht-ae-massnahmen/ als Best-Practice-Beispiel vorgestellt.
Gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds und unterstützt durch die Höhere Naturschutzbehörde gibt es beim Landschaftspflegeverband seit August 2018 eine Gebietsbetreuerstelle. Die Gebietsbetreuung erstreckt sich schwerpunktmäßig auf die Juralandschaften im Nordostteil des Landkreises Neumarkt. Wesentliche Aufgaben im Jahr 2020 waren die Konzeption und Durchführung von Naturführungen mit Schwerpunkt im Deusmauer Moor sowie im gesamten Tal der Schwarzen Laber, die Betreuung von gezielten Artenschutzmaßnahmen, z.B. für den Wendehals, die Umweltbildung , die Betreuung von Schäfern, sowie die Mitarbeit beim Biodiversitätsprojekt „Juradistl“ und im Regionalpark-QuellenReich.
Ein sehr großes und wichtiges Anliegen ist dem Landschaftspflegeverband, die Landschaft erlebbar und genießbar zu machen. Seit 2007 bietet hier das Umweltbildungs- und Regionalentwicklungs-zentrum HAUS AM HABSBERG eine Fülle von vielfältigen und anspruchsvollen Veranstaltungen an, um die Natur mit allen Sinnen zu erleben. Trotz der durch Corona sehr problematischen Situation konnten sowohl 2020 als auch im laufenden Jahr zahlreiche Veranstaltungen mit einem klaren Outdoor-Schwerpunkt durchgeführt werden. Mit Wildkräuterspaziergängen, Gartenführungen, geführten Natur-Wanderungen und Radtouren trifft das HAUS AM HABSBERG den Nerv der Zeit.
Seit vielen Jahren steht auch das Biodiversitätsprojekt Juradistl mit den Produkten Juradistl-Lamm, Juradistl-Weiderind, Juradistl-Streuobst und Juradistl-Honig für die perfekte Verbindung von Genuss, Nachhaltigkeit, Regionalität und Naturschutz. Mit den Juradistl-Kartoffelknödeln und dem Juradistl-Apfelsaft konnte die Produktfamilie erneut erweitert werden. Eine neue Broschüre stellt zudem alle vier Juradistl-Landschaftskinos der vier beteiligten Projektlandkreise vor.
Zum besseren Verständnis und zur Akzeptanzsteigerung von Naturschutzmaßnahmen hat der Landschaftspflegeverband zudem die beiden neuen Informationsbroschüren „Die Sulz lebt“ und „Das Deusmauer Moor – Ein Ort voller Kostbarkeiten“ herausgegeben, die stark nachgefragt sind.
Zunehmend werden auch im Bereich der nachhaltigen Regionalentwicklung Aufgaben und Projekte übernommen. Seit September 2019 hat der Landschaftspflegeverband die Geschäftsführung des Regionalparks QuellenReich Neumarkt inne. Die Kommunen Neumarkt, Pilsach, Lauterhofen und Velburg wollen als „Regionalpark QuellenReich“ die Entwicklung ihrer Region gemeinsam stärken und nachhaltig vorantreiben. Die erstellten Ideen und Konzepte konnten zwischenzeitlich unter Federführung des Landschaftspflegeverbands gut umgesetzt werden: Stählerne Qs kennzeichnen als markante Landmarken das Gebiete des Regionalparks, die Regionalpark-Oasen laden zum Rasten, Schauen und Ruhen ein, die historischen Hausnamen-Schilder sind geliefert und angebracht, der Weg der Hoffnung und Stille bei Oberried soll im kommenden Frühjahr eröffnet werden. Eine hervorragende Ergänzung mit Ausdehnung dieser Themen auf den gesamten Landkreis ist durch das Förderprogramm des Finanz- und Heimatministeriums „Regionale Identität – Heimat leben und erleben“ möglich. Im Rahmen des Förderprojekts wurden bereits zwei Ausgaben des Regionalpark-Magazin „HIER“ erstellt, die dritte Ausgabe sowie eine Erweiterung des Hausnamenprojekts sind in Arbeit.
„Gerade Corona habe uns allen gezeigt, wie wertvoll und wichtig es ist, in der unmittelbaren Umgebung Entspannung und Erholung zu finden. Und dabei ist es dem Landschaftspflegeverband immer ein besonderes Anliegen, Wertschätzung für Natur und Landschaft bei den Menschen zu schaffen“, betonte Landrat Gailler.
Abschließend bedankte sich Landrat Willibald Gailler ausdrücklich bei allen Mitgliedern, bei der Vorstandschaft und dem Fachbeirat. Großer Dank ging auch an alle Ökosponsoren, die mit ihrem Beitrag die Projekte des Landschaftspflegeverbands nachhaltig seit vielen Jahren unterstützen. Mit zwei neuen Ökosponsoren, der Firma Hammerbacher und der Bäckerei-Konditorei Plank, ist die Sponsoren-Familie des Landschaftspflegeverbands auf mittlerweile 14 Ökosponsoren angewachsen. Ein großes Dankeschön und Lob für das große Engagement ging zudem an die Geschäftsstelle des Landschaftspflegeverbands.