„Die Statistik aus unserer Friedhofsverwaltung spricht eine deutliche Sprache: Das Bestattungswesen hat sich rasant verändert“, stellt Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann fest. „Als Stadt betreuen wir rund 6.000 Gräber auf unseren sieben Friedhöfen und ein Blick darauf zeigt, dass wir mit einer veränderten Friedhofskultur konfrontiert werden. Denn die Zahl der Erdbestattungen hat stark abgenommen, während die Zahl der Urnenbestattungen massiv angestiegen ist.“ Dieser Trend lässt sich auch an den Zahlen ablesen. Waren es im Jahr 2002 noch 202 Erd- und 100 Urnenbestattungen, was einem Verhältnis von 2 zu 1 entspricht, so ist diese Verteilung im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte ins Gegenteil geschwenkt.
Schon 2015 betrug sie dann bei 143 Erd- und 288 Urnenbeisetzungen 1 zu 2. Und im Jahr 2020 gab es sogar nur noch 109 Erdbestattungen bei 376 Urnenbestattungen. Damit machen die Erdbestattungen jetzt nur noch 22,47 Prozent aller Bestattungen aus, während 77,53 Prozent, und damit mehr als Dreiviertel aller Bestattungen inzwischen Urnenbestattungen sind und sich das Verhältnis auf 1 zu 3 verändert hat. „Den Trend beobachten wir schon lange und wir haben daher verschiedene Änderungen auf den Friedhöfen vorgenommen“, erinnert Oberbürgermeister Thumann an die vielen Investitionen der Stadt. „Wir haben nicht nur Aussegnungs- und Wirtschaftsgebäude erneuert oder neu erstellt, Zugangsbereiche neu geschaffen und die Friedhofssatzung völlig überarbeitet. Dabei haben wir mit dem Friedhain und der anonymen Bestattung zwei völlig neue Bestattungsarten für Urnen eingeführt. Wir haben vor allem Platz für Urnengrabstätten geschaffen und schon vor rund 20 Jahren begonnen, Urnenwände mit Urnennischen zu errichten, die wir teils mit Sitzgelegenheiten, mit Stelen und anderen besonderen Gestaltungen versehen haben.“
Friedhofsreferent Stadtrat Heiner Zuckschwert kann dies nur bestätigen. Er erlebt diesen Trend hautnah in seinem Aufgabengebiet, wobei für ihn diese Entwicklung unübersehbar und unumkehrbar ist: „Erdbestattungen machen nur noch einen geringen Anteil aller Beerdigungen aus, der Hauptanteil liegt bei der Urnenbestattung. Das bringt einen ganz anderen Ablauf bei Beerdigungen mit sich, es bedeutet außerdem, dass wir im Hinblick auf die Gräber umdenken und auch andere Möglichkeiten mit vorsehen müssen. Daher haben wir neben den bisherigen Möglichkeiten der Urnenbestattung die Baumbestattung in einer Art Friedhain ermöglicht und so die anonyme Bestattung eingeführt, wo es keinen festen wiederauffindbaren Platz für eine bestimmte Urne mehr gibt, sondern ein natürlich gestaltetes Areal von bestatteten Urnen. Wir haben mit unseren Angeboten immer zügig reagiert und uns den Ansprüchen der trauernden Angehörigen zum Beispiel mit den Urnenwänden, den Urnennischen und den Baumbestattungsmöglichkeiten angepasst.“
Für den Friedhofsreferenten Stadtrat Zuckschwert gehört es darum dazu, dass die Stadt weiter diesen Trend beachtet und entsprechend investiert. „Ich habe daher vorgeschlagen, ein Kolumbarium einzurichten“, so Stadtrat Zuckschwert. „Und ich bin froh, dass dies nun in die Planung und dann in die Umsetzung geht. Denn dadurch erhalten wir einen schönen Ort für die Urnen, an dem die Angehörigen angemessen und würdevoll der Verstorbenen gedenken können.“
Vor kurzem hat dazu die Stadt ein Architekturbüro mit einer Konzeptstudie beauftragt, die als Grundlage für die weitere Planung und Umsetzung dienen soll. Darin werden verschiedene Standorte am Stadtfriedhof genauso geprüft und abgewogen wie bauliche und städtebauliche Aspekte oder die Kostenfrage. Im Herbst soll die Studie vorliegen und dann die weitere Planung beraten und beschlossen werden.
Über die letzten 20 Jahre betrachtet hat sich die Entwicklung weg von der Erdbestattung immer mehr verstärkt. Das bestätigt auch Christina Fink, die Leiterin des Standesamtes, zu dem auch die Friedhofsverwaltung gehört: „Es ist inzwischen so, dass sich viele Angehörige von Verstorbenen für eine Urnenbestattung entscheiden und ihre bisherigen Familiengräber auflösen. Dies stellt uns als Friedhofsverwaltung vor die Herausforderung, einerseits ausreichend Möglichkeiten für Urnenbestattungen zu schaffen und andererseits die Friedhöfe mit den vielen vereinzelten freien Familiengräbern weiterhin als Ort des Gedenkens würdevoll zu gestalten.“ Schon 2005 hatten die 173 Erdbestattungen nur noch einen Anteil von 55,45 Prozent an allen Bestattungen, während die 139 Urnenbestattungen bereits 44,55 Prozent aller Bestattungen ausmachten.
Gekippt ist das Verhältnis zugunsten der Urnenbestattungen in den Jahren 2008 und 2009. Im ersteren hatten die Erdbestattungen mit 190 und einem Anteil von 54,76 noch das leichte Übergewicht gegenüber 157 Urnenbestattungen. Aber schon 2009 wurden nur noch 162 Erdbestattungen durchgeführt, das entspricht einem Anteil an allen Bestattungen von 43,43 Prozent, während die 211 Urnenbestattungen damals schon 56,57 Prozent umfassten. Dieses Verhältnis hat sich über die Jahre kontinuierlich zugunsten der Urnenbestattung ausgebaut. 2010 standen 40,14 Prozent Erdbestattungen einem Anteil von 59,86 Prozent Urnenbestattungen gegenüber.