45 Prozent der Lehrstellen bleiben leer - wie können Unternehmen dennoch Azubis finden?

(v. l.): Stellv. Vorsitzender M. Mändl, Berufsbildungszentrum Schwandorf, G. Beck, Arbeitsagentur, S. Strobel, Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge,  Ausschussvorsitzender A. Schmid, BMW AG und IHK-Bereichsleiter R. Kohl (Foto: Burdack)
(v. l.): Stellv. Vorsitzender M. Mändl, Berufsbildungszentrum Schwandorf, G. Beck, Arbeitsagentur, S. Strobel, Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge, Ausschussvorsitzender A. Schmid, BMW AG und IHK-Bereichsleiter R. Kohl (Foto: Burdack)

REGENSBURG. Immer mehr junge Menschen drängen in akademische Berufe – gleichzeitig gibt es eine hohe Zahl an Studienabbrüchen. Dass die betriebliche Aus- und Weiterbildung oft die bessere Alternative für die berufliche Karriere wäre, belegen die positiven Rückmeldungen aus einer aktuellen Umfrage der IHKs unter den Absolventen der Aus- und Weiterbildungen. Deren Ergebnisse wurden im Berufsbildungsausschuss der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim am Donnerstag vorgestellt.

„32 Prozent der befragten Ausbildungsbetriebe wenden sich bereits neuen Bewerbergruppen wie Studienabbrechern zu“, berichtete IHK-Referentin Fachkräftegewinnung und Berufsorientierung, Vera Probst. Dreimal jährlich treffen sich die Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter mit den Berufsschulen in der Region zu dem IHK-Ausschuss und diskutieren dabei über die Lage auf dem Ausbildungsmarkt, neue Berufsbilder und gesetzliche Neuerungen.

 

Die Statistik zeigt: 45 Prozent der Lehrstellen in den Bezirken der Arbeitsagenturen Regensburg, Schwandorf und Cham bleiben derzeit unbesetzt. „Beim Fachkräftenachwuchs der Firmen driften Verfügbarkeit und Nachfrage weiter auseinander“, stellte der Ausschussvorsitzende Alexander Schmid von der BMW AG in Regensburg fest. Laut Gerlinde Beck von der Arbeitsagentur zöge sich der Leerstand durch alle Berufe: „Wir könnten querbeet durch die Berufswelt Jugendlichen offene Ausbildungsstellen anbieten“, so die Expertin. Nur fehle es eben an geeigneten Bewerbern. Beck warb bei den Ausschussmitgliedern darum, neue Wege zu gehen. „Der Azubi der Zukunft ist nicht mehr nur der typische Schulabgänger.“ Im neuen Qualifizierungschancengesetz sieht sie eine Möglichkeit, dass Betriebe etwa über Teilqualifizierungen ihre Mitarbeiter aus der Belegschaft heraus zur Ausbildung nachqualifizieren.

 

Geflüchtete in Ausbildung

 

Der Fachkräftemangel erfordert Kreativität und Offenheit seitens der Unternehmen. „Eine Willkommenskultur für geflüchtete Menschen ist ein weiterer Baustein, um an Auszubildende zu kommen“, sagte IHK-Bereichsleiter Berufsbildung Ralf Kohl. „45.000 Menschen mit Fluchthintergrund befinden sich derzeit in Deutschland in einer betrieblichen Ausbildung“, wusste Sarah Strobel vom „Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ in Berlin zu berichten. Aufgabe des Netzwerks ist es, Erfolgsgeschichten bei der Integration Geflüchteter bekannt zu machen und die derzeit über 2.100 Netzwerkmitglieder mit Broschüren, Webinaren und Veranstaltungen zu rechtlichen und interkulturellen Themen zu beraten. Unternehmen, die Geflüchtete beschäftigen oder beschäftigen wollen, können an dem Netzwerk unter www.nuif.de kostenlos teilnehmen und dabei zeigen, dass sie offen für Vielfalt sind.