Unverständnis über Vorgehen Bund Naturschutz – „Schönes Projekt soll verhindert werden“

Der freigelegte Leitgraben am Museum Lothar Fischer – so soll auch der Leitgraben im Bereich der jetzt noch als Parkplatz genutzten Fläche („Hotel Wunder“) freigelegt und sichtbar werden, Foto: Franz Janka
Der freigelegte Leitgraben am Museum Lothar Fischer – so soll auch der Leitgraben im Bereich der jetzt noch als Parkplatz genutzten Fläche („Hotel Wunder“) freigelegt und sichtbar werden, Foto: Franz Janka

Die Stadt Neumarkt zeigt sich verwundert über das Vorgehen des Bund Naturschutz, der jetzt sogar ein Bürgerbegehren angekündigt hat, um die Umgestaltung des Stadtparks zu stoppen. „Wir haben eine ausgewogene Planung für den lange schon dahindämmernden Stadtpark entwickelt, bei der im Vordergrund erst einmal die Vergrößerung des Stadtparks und eine erhebliche ökologische Aufwertung steht“, so Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann. „Aus einem bisher als Behelfsparkplatz genutzten Areal wird künftig Stadtparkfläche. Damit vergrößern wir den Naturraum in der Stadt an dieser Stelle um rund 3.500 Quadratmeter.

Den bisher verrohrten Leitgraben wollen wir wie neben dem Museum Lothar Fischer freilegen und das historische Bauwerk erlebbar machen. Es soll Sitzgelegenheiten geben, neue Wege, verschiedene Aufenthaltsbereiche und überhaupt einen Park, wo alle gerne hingehen und sich aufhalten. Dazu gehört auch, ein Sicherheitsgefühl zu erzeugen und Blickbeziehungen zuzulassen. Das uns von vielen Seiten als schönes Projekt bestätigte Vorhaben soll nun offensichtlich vom BN verhindert werden.“

Die Argumentation vom Bund Naturschutz, dass „über 100 Bäume“ gefällt werden sollen, ist aus Sicht der Stadt eine völlige Verzerrung der Realitäten. Da werde ein Aspekt herausgegriffen und damit suggeriert, dass die Stadt zerstörerisch vorgehen würde. Dass die meisten der rund 380 Bäume im Stadtpark gar nicht angetastet werden, verschweige eine solche Argumentation ebenso bewusst wie die Unterscheidung, welche Bäume aus welchen Gründen weichen müssen. Da müsse man nämlich genauer differenzieren. Denn nicht alle Bäume müssen wegen der möglichen Umbauarbeiten weichen. Insgesamt sind nach jetzigem Stand der Planung 98 Baumentfernungen vorgesehen. Darunter sind jedoch 37 kleine Gehölze mit einem Durchmesser unter 25 Zentimetern. Außerdem sollen 30 Bäume aus Gründen der Verkehrssicherheit, wegen mangelnder Vitalität oder zur Bestandsentwicklung weichen und nicht wegen Kollisionen mit Planungsinhalten. Und außerdem müssen einige Bäume für die ökologisch wertvolle Freilegung des Leitgrabens entfernt werden. Zudem werden 47 Neuanpflanzungen von Bäumen vorgenommen.

 

„Umweltreferent Werner Thumann hat bei der Klausurtagung des Stadtrates und gegenüber der Presse anschaulich erläutert, dass man sich die einzelnen Bäume genau ansehen müsse“, erinnert Oberbürgermeister Thumann. „Er hat mit seinem Fachwissen so manche Aussage des BN relativiert und darauf hingewiesen, dass die zu entfernenden Bäume von kleinen Stämmen über Bäume, die aus Sicherungsgründen entfernt werden müssen, bis hin zu solchen reichen, die aufgrund ihres schwachen Wuchses, der Dichte der umgebenden Bäume oder aus anderen Gründen dahinkümmern. Und nur ein Teil der bezifferten Bäume weicht, weil wir baulich eingreifen. Insbesondere in den wertvollen Bestand an großen Eichen im östlichen und nördlichen Bereich des Stadtparks werde gar nicht eingegriffen.“

Die gesamte Diskussion werde vom BN zu sehr auf Bäume verkürzt und unterstellt, die Stadt missachte die Belange des Naturschutzes. Die Stadt hat jedoch im Vorfeld längst alle naturschutzrechtlichen Belange abgeklärt und untersucht. Auch zu möglichen Auswirkungen der Neugestaltung des Stadtparks im Hinblick auf gefährdete Tierarten hat sich die Stadt schon im Vorfeld Gedanken gemacht. Es ist eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung erfolgt und eine Begehung durch einen Spezialisten eines Fachbüros vorgenommen worden. Auch landschaftspflegerische Begleitung gibt es und die Eingriffs- und Ausgleichsregelung wird in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde abgearbeitet. Von dort gebe es grundsätzliche Zustimmung, nicht zuletzt auch, weil die Stadt das Areal ökologisch sogar aufwerte. Dies geschehe unter anderem durch die Schaffung von extensiven Wiesenflächen und Hochstaudenfluren, durch die Stärkung der standortheimischen Waldbodenflora, die Pflanzung von Wildstauden, die Entnahme standortfremder Ziergehölze sowie durch Artenschutzmaßnahmen wie z.B. das zusätzliche Anbringen von Fledermaus- und Vogelnistkästen.

 

Die Stadt will unter der Einbeziehung der sinnvollen Maßnahmen einen Erholungs- und Freizeitraum für die Menschen inmitten der Stadt schaffen. „In der Innenstadt entstehen mehr Wohnungen, dort soll auch die Hochschule angesiedelt werden und für all diese Nutzer sei ein naher grüner Erholungsraum überaus wichtig“, hebt Oberbürgermeister Thumann die Intention hervor. „Mit der Umgestaltung des Stadtparks vollenden wir zudem den von der Stadt über viele Jahre entwickelten Grüngürtel um die Altstadt. Seit vielen Jahren wird intensiv daran gearbeitet, Erholungs- und Grünoasen einzurichten, die zeitgemäß und attraktiv sind und zum Lebensgefühl in der Altstadt beitragen sollen. Alleine in meiner Amtszeit haben wir die Grünanlage an der Ringstraße neu geschaffen, den Bereich vor dem Burgerhäusl entwickelt und den Ludwigshain neu gestaltet“, erinnert sich Oberbürgermeister Thumann. „Schon mein Amtsvorgänger Alois Karl hat mit der Freilegung des Leitgrabens beim Neubau des Museums Lothar Fischer und der Neugestaltung des Bereiches Wasserspielplatz, Brücke und Weiher eine erste Neugestaltung im Stadtpark umgesetzt. Und auch damals haben sich einige vehement gegen die Umgestaltung gewandt und sind gegen die Fällung von Bäumen vorgegangen. Das Projekt war trotzdem umgesetzt worden und heute kann man sich gar nicht mehr erinnern, wie dieser Bereich vorher ausgesehen hat. Niemand möchte den frei fließenden Leitgraben, die Stufen, die Wege, die Brücke oder den Wasserspielplatz heute missen.“

 

Besondere verwerflich sei die Aussage vom Bund Naturschutz, dass hier „über die Köpfe der Bürger hinweg Fakten geschaffen werden sollen“. Die Stadt hat seit langem ein vielfältiges Beteiligungsverfahren zum Stadtpark abgewickelt, das letztlich in den Beschluss des Stadtrates zur Umgestaltung gemündet ist. „Wenn jetzt der BN daherkommt und so tut, als ob wir da etwas ohne die Bürger gemacht hätten, so ist das eine grobe Verfälschung der Tatsachen. Wir hatten eine umfangreiche Beteiligung im Vorfeld der Planungen und der Entwicklung eingeleitet. An einem ganzen Tag (dem Tag der Städtebauförderung) z.B., konnten die Bürger an zwei Stationen - die eine im Stadtpark, die andere in der Klostergasse - ihre Ideen, Anregungen und Meinungen einbringen und auch die Planungen einsehen“, betont Oberbürgermeister Thumann. Der Stadtrat habe sich in einer Arbeitsgruppe intensiv mit dem Vorhaben befasst, Fachstellen seien eingebunden gewesen und das Projekt sei immer offen kommuniziert worden. „Jetzt vom BN so zu tun, als müsste man mit der Bürgerbeteiligung beginnen, entbehrt jeglicher Grundlage und verkennt die ganze Entstehungsgeschichte des Projektes. Seit langem sind wir daran interessiert, den Stadtpark für alle Bevölkerungsschichten und alle Altersgruppen nutzbar und zu einem gerne besuchten Areal zu machen. Jetzt haben wir eine so ansprechende Planung durch das Büro Lex-Kerfers, die auch von der Regierung der Oberpfalz äußerst positiv gesehen wird und wofür wir sogar einen hohen Zuschuss von rund 2,8 Millionen Euro zugesagt bekommen haben. Andernorts würde man jubeln über so ein tolles Ergebnis und anfangen. Aber der BN will das Ganze verhindern und alles soll von vorne beginnen. Das ist aus unserer Sicht nicht nur unnötig, sondern verschwendet auch Geld, Personal und Arbeitskraft. Und das alles unter am Anspruch, Natur schützen zu wollen. In dem Zusammenhang möchte ich aber auch eines betonen: Wir alle, die wir uns mit der Umgestaltung und Umplanung beim Stadtpark befassen, haben auch alle ein grünes Gewissen und gehen schonend mit der Natur um. Wir sind auch stets daran interessiert, viel Grün um uns zu haben und wir gehen daher sorgsam mit der Natur um. Dies gilt genauso für unser Vorhaben im Stadtpark. Aber wir haben zudem die Verantwortung für alle Bürger aller Alters- und Sozialschichten. Und auch diese brauchen Lebens-, Freizeit- und Aufenthaltsräume.“

 

Auf dieser Basis habe der Stadtrat in seiner Klausur deutlich gemacht, dass er die Planungen, wie vorgelegt, durchführen will. Lediglich im Hinblick auf mögliche Kosteneinsparungen sollen einige Detailpunkte noch mit der Regierung abgestimmt werden, ob sie möglich wären, ohne die Förderung zu gefährden. Änderungen die förderschädlich wären, würden ausbleiben. Den Grundsatzbeschluss für die Stadtparkerweiterung und die Stadtparkumgestaltung hat der Stadtrat bereits längst gefasst. Dass davon auch Bäume betroffen sind, war den Stadträten stets bewusst und sie haben es im Sinne einer konstruktiven Neugestaltung und ökologischen Aufwertung in ihrer Entscheidung mit bedacht. Und sie haben dies verantwortungsvoll unter Einbeziehung der Belange der Natur und der vorhandenen Tier- und Pflanzenarten gemacht.