Biergenuss und altbayerische Wirtshauskultur – Oberpfälzer Gemütlichkeit in Zahlen

Maria Rammelmeier, Prof. Rudi Aunkofer, Isabelle Strohofer (v.l.), © Rainer Seitz, 2018
Maria Rammelmeier, Prof. Rudi Aunkofer, Isabelle Strohofer (v.l.), © Rainer Seitz, 2018

Vor wenigen Tagen stellte Prof. Dr. Rudolf Aunkofer zusammen mit Isabell Strohofer vom iSCM, Institut der Hochschule für angewandtes Management, die Ergebnisse der Studie GenussKultur der Lenkungs- gruppe des Regionalparks Quellenreich vor. Seit April wurde in Kooperation mit der Sozial- wissenschaftlerin Maria Rammel- meier vom Regionalpark die Studie mit dem Ziel der Entwicklung eines Destinations-, Kommunikations- und Vermarktungs- konzepts im Kontext des Regionalparks durchgeführt.

Der Fokus lag dabei auf „Biergenuss und altbayerischer Wirtshauskultur“. Dazu befragten Studierende der Studiengänge Tourismus und Eventmanagement insgesamt 300 Personen.

In einem knapp eine Stunde dauernden Vortrag wurden die wichtigsten Erkenntnisse vorgestellt und anschließend intensiv diskutiert. Es gingen der Studie Analysen der Region und ihrer Kernqualitäten voraus. Unter Berücksichtigung der geographischen Lage konnte festgestellt werden, dass der bayerische Jura noch keine klassische touristische Region wie beispielsweise „Bierfranken“ oder das „Altmühltal“ ist. Durch mediale Überflutung fokussiert sich der Tourist vor allem touristische „Key-Destinationen“. In Bayern finde die Vermarktung der Regionen vor allem mittels „gelernter“ Destinationen statt, so Prof. Aunkofer. So haben Menschen im Verlauf ihres Lebens gelernt, dass es attraktiv sei, im bayerischen Wald oder im Voralpenland Urlaub zu machen. Diese Erfahrung werde dann von Generation zu Generation „weitergegeben“, zudem von Medien und Marketing unterstützt. Das Tourismusgebiet Region Neumarkt i.d.OPf. zählt einerseits zum bayerischen Jura mit den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Kelheim, Regensburg andererseits zu Ostbayern. Um sich hier herausragend gegenüber den anderen attraktiven Destinationen positionieren zu können benötigt es nach Meinung der Wissenschaftler eine starke Markenbildung.

 

Qualitätszeit mit Familie, Freunde, Kulinarik und Erholung

Die Teilnehmer der Befragung waren 16 bis 63 Jahre alt, davon waren 51 % männlich und 49 % weiblich. Die beliebtesten Freizeitunternehmungen sind: Zeit mit Freunden verbringen (60%), gutes Essen und Trinken (60 %), Internet und Soziale Medien (53 %), Zeit mit Familie verbringen (52%). Des Weiteren ist es für die Befragten attraktiv Zuhause zu sein und im Garten zu werkeln (52%) und damit abzuspannen (52%). Dies drückt die Oberpfälzer Gemütlichkeit in Zahlen aus. Das Freizeitverhalten ist abhängig davon, ob man ländlich oder städtisch wohnt. Auffällig ist, dass Golfen und Reiten nur für 2% der Befragten interessant sind. Prof. Aunkofer empfiehlt der Tourismusregion Neumarkt auf Tagesausflüge zu setzen, denn knapp 45 % der Interviewten unternehmen 10 oder mehr Tagesausflüge pro Jahr. Meist sind sie mit dem Auto unterwegs und nehmen eine Anfahrtszeit von bis zu 120 Minuten in Kauf. So reicht der geographische Radius von Würzburg, Coburg, Hof bis Pilsen, Deggendorf, München, Ulm. Die westliche Grenze schließt Heilbronn als Einzugsbereich für Tagesausflüge ab. Kultur und Kulinarik sind dabei unter den Top 3 der Aktivitäten für Tagesausflüge.

 

Zielgruppe der Kulinariker

Isabell Strohofer definiert aus den Analysen eine besondere Zielgruppe, die für die Region von besonderem Interesse sein könnte: Die „Kulinariker“. Diese setzen auf Qualität und Nachhaltigkeit und geben im Schnitt 100 € bis 250 € für Freizeitaktivitäten aus. Dabei geht alles nach dem Grundprinzip „gemütlich-aktiv“ mit geselligen Aspekten. Bayrisch, regional, gesund und nachhaltig kann beim Essen und Trinken punkten. Beim Genuss von bayerischen und regionalen Spezialitäten, Slow Food (ökologisch, nachhaltig und gesund), Bierproben/Brauereibesichtigungen, Genusswanderungen und Radtouren von Schmankerlwirt zu Schmankerlwirt oder gemeinsames Kochen ist der Kontext entscheidend: Die Freunde oder Familie dürfen dabei nicht fehlen! Kulturelle Attraktionen und Veranstaltungen runden das Angebot ab.

 

Erkenntnisse für die Region Neumarkt i.d.OPf.

Somit setzt - nach Einschätzung der Wissenschaftler - der Regionalpark „QuellenReich“ mit seinen Säulen zu „Naturerlebnis und Umweltbildung“, „Kultureller Erlebnisraum“ und „Wallfahrt, Entschleunigung und Spiritualität“ bereits auf die „richtigen Pferde“, um sich als attraktive Destination zu positionieren. Auf dem Weg zur wahrgenommenen, subjektiven Attraktivität unterstützen kumulierte Erlebnismomente von Besuchern. Ein ausgefeiltes Marketingkonzept nach einem Nachhaltigkeitsgedanken könnte mit PR-Arbeit über Empfehlungen, Internetrecherchen, Tageszeitungen oder Social Media Erfolge bringen. So könnte das Ziel erreicht werden von einem „Transitgebiet“ zu einer Zieldestination für „altbayerische“ (Nah)Erholung zu werden. Dabei soll mit Geschwindigkeit und Qualität vorangegangen, um das Potenzial der Region voll auszuschöpfen.

Maria Rammelmeier als Koordinatorin des Projekts Regionalpark „QuellenReich“ und Initiatorin der Studie bedankte sich für die gute Zusammenarbeit und den wissenschaftlichen Ausblick auf eine mögliche Entwicklung der Region. Für weitere Fragen zu den Ergebnissen steht sie oder Prof. Aunkofer zur Verfügung.