Themenausstellung der Stadtbibliothek Neumarkt im April 2018

Ein rotes Büchermeer empfängt die Besucher der Stadtbibliothek im Monat April, Einbände von zartem Rosa bis zu kräftigem Rot dominieren den aktuellen Thementisch. Alles nur Effekthascherei? Von wegen! Der Inhalt der Bücher hält, was der Einband verspricht.

Das bestätigt schon der erste Titel: In „Rot für Rache“ von Jari Järvelä nimmt die finnische Sprayerin Metro die Spur des profitgierigen Russen auf, der aus dem von ihr bewohnten Abbruchhaus ein Wandbild des Street Art-Künstlers Banksy gestohlen und dabei zwei ihrer Freunde ermordet hat. Das Buch führt in eine weitgehend unbekannte, illegale Szene, die moralisch nachvollziehbar – und äußerst spannend – beschrieben wird. Auch der vorangegangene Titel „Weiß für Wut“ liegt vor.

Rot sehen nicht nur Vegetarier bei dem Titel „Richtig Tiere essen?!“ von Louise Gray. Würden wir Fleisch verzehren, wenn wir die Tiere selbst töten müssten? Das hat sich die britische Umweltjournalistin gefragt und einen konsequenten Selbstversuch unternommen. Das Ergebnis: Traumatisiert hat sie ihren Fleischkonsum danach drastisch eingeschränkt.

 

Auch andersfarbige Einbände durchbrechen die Phalanx, wenn die Thematik passt. Das gilt für „Das Seelenleben der Tiere“ („Spiegel“-Bestseller!) von Peter Wohlleben. Der Förster aus Leidenschaft lädt zu einer packenden Entdeckungsreise durch die Gefühlswelt der heimischen Tierwelt ein. Empfinden auch Tiere Glück, Mitleid, Kummer? Seine Antworten verknüpfen persönliche Erfahrungen mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und sprechen jedem Naturfreund aus dem Herzen.

 

Die rote Karte zücken möchte mancher Macho sicher bei dem Titel „Das Ende der Männer und der Aufstieg der Frauen“ von Hanna Rosin. Aber die Autorin dokumentiert nach Interviews in Schulen, Universitäten, Firmen und Gemeinden und dem Auswerten von Literatur, Medien und der aktuelle Kultur tatsächlich nicht weniger als „das Todesröcheln eines Zeitalters, das im Verschwinden begriffen ist“. Damit meint sie den langsamen sozialen Wandel hin zu einem amerikanischen Matriarchat, begünstigt vor allem durch die halt- und orientierungslosen jungen Männer.

 

Mit Herzblut geschrieben ist „Mehr Feminismus“ von der jungen Bestsellerautorin Chimamanda Ngozi Adichie. Das Buch basiert auf dem legendären TED-Talk „We Should All Be Feminists“ und enthält als Ergänzung vier neue Storys, erzählt von Schuld, Scham und Sexualität, von Liebe, Heimat und eben mehr Feminismus.

 

Alarmstufe rot löst Jürgen Roth mit seinem Titel „Schmutzige Demokratie“ aus. Immer mehr Bürger wenden sich desillusioniert rechtspopulistischen Gruppierungen zu, warnt er, begegnen allem Fremden, insbesondere Flüchtlingen, aggressiv. Die Ursache sieht er in politischen Skandalen, den Angriffen der „politischen Mafia“ auf den liberalen und sozialen Rechtsstaat.

 

 

Alle roten Linien überschritten sehen mehrere Autoren in der Entwicklung der Türkei.

Jürgen Gottschlich beschreibt in „Türkei – Erdogans Griff nach der Alleinherrschaft“ die Islamisierung des ehemals laizistisch-kemalistischen Staates, den Konflikt mit der kurdischen Minderheit und die Säuberungsaktionen nach dem gescheiterten Militärputsch. Eine Mischung aus sachlicher Information und persönlicher Erfahrung bietet der Grünen-Politiker Cem Özdemir unter dem Titel „Die Türkei“. Wie die Polarisierung der türkischen Gesellschaft in Deutschland vorangetrieben wird und wie sich die deutsch-türkischen Beziehungen daraufhin entwickelt haben (Nazi-Vergleiche, Böhmermann-Affäre), das thematisiert Hülya Ökzan mit ihrem Buch „In Erdogans Visier“.

 

Die Zornesröte ins Gesicht treibt Jack Ewing das Verhalten der Automobilindustrie, das er mit dem Titel „Wachstum über alles – Der VW-Skandal“ geißelt. Ein wahrer Wirtschaftskrimi, wie VW die Weltmarktführerschaft um jeden Preis erobern wollte.

 

Warum sehen viele Menschen so schnell rot? Warum kommt es im privaten wie im gesellschaftlichen Leben überhaupt zu Aggression und schwerer Gewalt? Diesen Fragen geht Hans-Peter Nolting in seiner „Psychologie der Aggression“ nach. Der Autor analysiert nicht nur Ursachen, sondern zeigt auch Möglichkeiten zum Gegensteuern auf, sei es in der Kindererziehung, beim Mobbing in der Schule oder bei Konflikten zwischen Gruppen.

 

In „Der kleine Ärger und die große Wut“ setzt sich auch das Duo Baer und Frick-Baer mit aggressiven Gefühlen wie Ärger, Wut und Zorn auseinander und zeigt auf, wie wir uns in dieser „Landschaft aggressiver Gefühle“ besser zurechtfinden können.