Auf gute Nachbarschaft!

Themenausstellung der Stadtbibliothek Neumarkt im Juli 2017
Themenausstellung der Stadtbibliothek Neumarkt im Juli 2017

Wenn die Stadtbibliothek ihre aktuelle Medienausstellung unter das Motto „Auf gute Nachbarschaft“ stellt, beschränkt sie sich dabei nicht auf den Blick über den Gartenzaun. Sie schließt auch unsere europäischen Nachbarn mit ein, ebenso die vielen Menschen, die aus weit entfernten Ländern zu uns kommen und erst zu Nachbarn werden wollen. Mehr als ein Bildband ist „Wir sind Europa“. Fotograf Uwe Ommer und Autorin Regine Feldgen haben 267 Jugendliche und ihre Familien in 40 Ländern in ihrer privaten Umgebung fotografiert und interviewt. Herausgekommen ist ein buntes Kaleidoskop, das deutliche Unterschiede zwischen Ländern und Kulturen offenbart, aber auch zeigt, wo wir alle ähnlich ticken.

 

“Was ist los mit dir, Europa?“ fragt Papst Franziskus und nach ihm der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach: Nationalistische Strömungen durchkreuzen den Zusammenhalt, der Asylstreit lässt die einzelnen Staaten auseinanderdriften. Um dem Kontinent in der globalen Welt wieder eine Stimme zu geben, fordert er ein radikales Umdenken, zum Beispiel Lebensperspektiven für die Jugend Süd- und Osteuropas sowie faire Beziehungen zu Entwicklungsländern statt Handelsabkommen zugunsten der westlichen Industrienationen.

„Warum Europa eine Republik werden muss!“ Unter diesem Titel legt Ulrike Guérot dar, dass die EU in ihrer derzeitigen „Verfasstheit“ die aktuellen Krisen nicht lösen kann und ohne einen politischen Überbau scheitern wird. Mutig tritt sie für eine institutionelle, territoriale und wirtschaftliche Neuordnung ein. Dazu gehören eine europäische Regierung mit wenigen Ministerien und statt Nationalstaaten selbständige Regionen wie Bayern, Schottland, Katalonien.

 

Mit „Europäisch für Anfänger“ nähert sich Stephen Clarke dem Thema in erfrischend witziger Romanform an. Ein in Frankreich lebender Engländer soll als Assistent seiner Ex-Geliebten den Briten die Vorzüge der EU und die Nachteile eines Brexit vor Augen führen. Das geht natürlich herrlich schief angesichts des absurden Politikbetriebs in Brüssel, schöner Frauen und belgischem Bier.

 

„Willkommensstadt“ von Daniel Fuhrhop lenkt den Blick auf neue Nachbarn. Weil mancherorts Dörfer und Städte veröden, während in Ballungsräumen Mieten oder Wohneigentum unerschwinglich werden, ruft er nach neuen Konzepten. Dient es der Integration, neu Zugezogene anhaltend von Alteingesessenen zu trennen? Brauchen wir wirklich mehr Wohnungen und Siedlungen? Kann man nicht stattdessen vorhandene Gebäude (um)nutzen, Bausubstanz bewahren, Ressourcen schonen und Menschen in lebenswerten “Wohn-Orten“ zusammenführen?

 

Ganz konkret wird „Unter einem Dach – Ein Syrer und ein Deutscher berichten“. Henning Sußebach und seine Familie haben einen jungen Flüchtling in ihr Haus auf und die damit verbundenen Herausforderungen auf sich genommen. Die reichen von unterschiedlichen Erwartungen bis zu Regeln des Alltags, der Religion und selbst des Speiseplans. Das Fazit: Das Zusammenleben unter einem Dach hat alle verändert und bereichert.

 

In „Die Angst vor den anderen“ geißelt Zygmunt Bauman die weit verbreitete bewusste Panikmache in der Politik, die in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen bestehende Ängste schürt. Ebenso kritisch analysiert er die Unsicherheiten unserer sich wandelnden Welt und den darauf reagierenden Rechtspopulismus.

 

„Über Land“ ist ein spannend und tiefgründig erzählter Roman von Hannah Dübgen. Er beginnt mit einem harmlosen Fahrradunfall und endet mit dramatischen Veränderungen im Leben einer irakischen Asylbewerberin, einer Berliner Ärztin und ihres indischen Freundes.

 

Nun aber doch noch zum Gartenzaun, dem direkten Nachbarn. „Ein Mann namens Ove“ von Fredrik Backman liegt als Roman, Hörbuch und DVD vor. Ove ist ein mürrischer Eigenbrötler, dessen goldenes Herz sich erst offenbart, als eine schwedisch-iranische Familie in das Reihenhaus nebenan einzieht. „Hausbesuche“ von Stephanie Quitterer erzählt von einer jungen Mutter, die sich bei den Nachbarn in einem Berliner Kiez zum Kaffeekränzchen einlädt und die Erfahrung macht: Skurriler geht immer!

 

In dem Krimi „Tödliche Nachbarschaft“ von Viveca Sten (Buch + Hörbuch) baut ein Investor ein pompöses Strandhaus, das vielen Einheimischen ein Dorn im Auge ist. Mit einem feudalen Einweihungsfest hofft er, die Wogen zu glätten, doch die Party endet in einer Katastrophe. Soweit muss es nicht kommen, zeigt der Ratgeber „Nachbarschaftsrecht“ von Kathrin Gerber, der alle Fragen zu Baunachbarrecht, Geruchsbelästigung, Grenzverlauf, Lärm, Tierhaltung und Wegerecht beantwortet.