
Blütenreiche Wiesenflächen entlang eines renaturierten Gewässers, standortgerechter, strukturreicher Zukunftswald, ein freigestellter Trockenhang, der wieder von Schafen beweidet wird – auf 36 Hektar Fläche werden durch das sogenannte „Ersatzgeld-Pilotprojekt“ Eingriffe in Natur und Landschaft ausgeglichen. Somit wurde auf verschiedenste Art und Weise wieder ein Mehrwert für Natur, Landschaft und Mensch geschaffen.
Vorstandsvorsitzender des Landschaftspflegeverbands, Landrat Willibald Gailler und Ministerialrat Georg Schlapp, Vorsitzender des Bayerischen Naturschutzfonds überzeugten sich vor Ort vom Erfolg des Projekts. Gemeinsam mit Bürgermeister Alois Scherer, Eva Fischer von der Regierung der Oberpfalz, Werner Thumann, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Neumarkt i.d.OPf., Elisabeth Altmann, Projektmanagerin des Ersatzgeld-Pilotprojekts, sowie Markus Neuwald, Sachgebietsleiter für Naturschutz und Wasserrecht und weiteren Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde besichtigten sie am Montag zwei über Ersatzgelder durch die Gemeinde Deining angekaufte Grundstücke.
„Landschaft verändert sich kontinuierlich und Eingriffe sind teilweise unumgänglich. Wichtig ist es, dass die Eingriffe in fachlich hoher Qualität ausgeglichen werden – wie es das Bayerische
Naturschutzgesetz vorgibt“ so der Vorstandsvorsitzende des Landschaftspflegeverbands, Landrat Willibald Gailler. Ersatzgeldzahlungen fachgerecht umzusetzen und kontinuierlich zu begleiten – das
ist ein zeitintensives und komplexes Aufgabenfeld. Der Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf. hat sich gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde Gedanken gemacht und in den letzten vier
Jahren in einem Pilotprojekt Lösungen erprobt. „Das Besondere und Neue an dem Projekt war, dass es erstmalig von Beginn an eine Projektmanagerin für den Flächenankauf und die Umsetzung der
Aufwertungsmaßnahmen gab“ erläutert der Vorsitzende des Bayerischen Naturschutzfonds, Ministerialrat Georg Schlapp. Zunächst war fraglich, ob geeignete Grundstücke zu einem angemessenen Preis
gekauft werden können. Doch nicht zuletzt durch die gute Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und den Bürgermeistern hat sich das Projekt als äußerst erfolgreich erwiesen.
So konnten von 2013 bis 2017 im Landkreis Neumarkt i.d.OPf. 37 Grundstücke angekauft werden. Die Gesamtkosten für den Ankauf beliefen sich dabei auf rund 946.000 €. Die Grundstücke verteilen
sich auf acht Gemeinden und umfassen insgesamt 36,12 Hektar Fläche.
So abwechslungsreich die angekauften Grundstücke sind, so vielfältig sind die Aufwertungsmaßnahmen, die Projektmanagerin Elisabeth Altmann hier gemeinsam mit den Kollegen vom
Landschaftspflegeverband umzusetzen hat. „Etwa 19 Hektar davon sind Grünland – also Mähwiesen oder Weideflächen. Wir arbeiten hier mit Landwirten zusammen, die die Wiesen weiterhin
bewirtschaften, allerdings auf extensivere Weise – zum Beispiel ohne Düngemittel, ohne chemischen Pflanzenschutz und mit einem vorgegebenen Bewirtschaftungszeitpunkt. Dadurch erhöht sich die
Vielfalt der Arten auf der Fläche“.

Am Montag kamen Vertreter der Projektsteuergruppe auf zwei Ankaufflächen zusammen, die sich in der Gemeinde Deining befinden. Markus Neuwald, Sachgebietsleiter für Naturschutz und Wasserrecht und Uwe Oesterling, Fachkraft bei der Unteren Naturschutzbehörde erläutern, warum der Ankauf der beiden Beispielflächen fachlich sinnvoll ist. „Das südexponierte Waldgrundstück war zuvor mit reinem Fichtenbestand bestockt. Durch den Ankauf entstand die Chance hier einen naturnahen, wärmeliebenden und vielfältigen Zukunftswald zu begründen.“ Neben Laubbäumen wie Hainbuche, Stieleiche, Bergahorn, Winterlinde, Vogelkirsche und Flatterulme, wurde im Frühjahr mit der Mittelschule Deining auch die seltene Elsbeere in den entstehenden Laubmischwald gepflanzt.
Beim zweiten, direkt angrenzenden Grundstück handelt es sich um einen nicht mehr genutzten Magerrasen, der in den vergangenen Jahren immer weiter zuwuchs. Durch gezielte Gehölzentnahme und Wieder-Einführung einer Beweidung können die vielfältigen Lebensräume, die hier wie ein kleinteiliges Mosaik eng aneinander grenzen – Hangquellen, Trockenrasen, Hochstaudenflur, Hecke – wieder optimiert werden.
Werner Thumann, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Neumarkt i.d.OPf. bedankte sich abschließend bei allen Beteiligten. „Ich freue mich über das Vertrauen und die Kollegialität, die
uns die Untere Naturschutzbehörde entgegengebracht hat. Wichtig für den Erfolg war auch das große Engagement der Bürgermeister, die bei schwierigen Grundstücksverhandlungen engagiert
mitwirkten, sowie die gelungene Kooperation mit Kommunen und Naturschutzverbänden, die beide nicht nur als neue Eigentümer der Flächen fungieren, sondern bei der Umsetzung der Maßnahmen
tatkräftig unterstützen.“ Die Beteiligten sind sich einig, dass das Projekt nach Beendigung der Pilotphase weitergeführt werden soll.