ADFC kritisiert STADTRADELN in Neumarkt

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) unterstützt die Kampagne STADTRADELN des Klimabündnisses.

Neben überzeugten Alltagsradlern sollen damit auch Neueinsteiger animiert werden, öfters das Fahrrad zu nutzen und damit etwas gutes für das Klima und die eigene Gesundheit zu tun. Alle weiteren guten Argumente des Radfahrens sprechen für sich und die Kampagne STADTRADELN. Das finden wir uneingeschränkt unterstützenswert!
So weit so gut, . . .
aber bei der Durchführung der Kampagne in Neumarkt kritisiert der ADFC seit Jahren einige Besonderheiten. Aufgrund derer hat der Vorstand des ADFC in Neumarkt jetzt beschlossen, heuer nicht mehr mit einem Team am STADTRADELN teilzunehmen.

Warum?
Auf der Internetseite der Kampagne sind unter „Darum geht es“ folgende Sätze zu finden:
„Ziele der Kampagne STADTRADELN sind daher die Aktivierung von Kommunen, insbesondere sollen KommunalpolitikerInnen für die Belange des Radverkehrs gewonnen werden. Stadt- und GemeinderätInnen, Stadtverordnete und GemeindevertreterInnen etc. stellen die Weichen für
die Radverkehrsförderung und -planung in Kommunen und sind Vorbilder, wenn sie sich selbst in den Sattel schwingen. Für Nicht-AlltagsradlerInnen bietet das STADTRADELN die Möglichkeit, im Wettbewerb die eigene Kommune aus der Lenker-Perspektive zu erleben und die Vorteile des
Radfahrens im Alltag zu entdecken.“
(Quelle: https://www.stadtradeln.de/darum_geht_es.html)

In der Broschüre „STADTRADELN Konzept der Kampagne“ heißt es u.a. auf Seite 3:
„Ziele der Kampagne sind, BürgerInnen zur Benutzung des Fahrrads im Alltag zu sensibilisieren und die Themen Fahrradnutzung und Radverkehrsplanung verstärkt in die kommunalen Parlamente
einzubringen. KommunalpolitikerInnen als die lokalen Entscheider in Sachen Radverkehr sollen im wahrsten Sinne des Wortes verstärkt „erfahren“, was es bedeutet, in der eigenen Kommune mit dem Rad unterwegs zu sein und Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation für RadfahrerInnen dann anstoßen respektive umsetzen. Zudem soll die Politik ihre Vorbildfunktion wahrnehmen und nutzen, um durch positive Beispiele andere zum Radfahren zu ermuntern.“
Die komplette Broschüre kann unter https://www.stadtradeln.de/konzept.html?&L=0 heruntergeladen werden.

Wer die Auswertung der Kampagne in den letzten Jahre und auch heuer verfolgt (hat), stellt schnell fest: Die Zahl der teilnehmenden Mitglieder des Kommunalparlaments (in Neumarkt der 40-köpfige Stadtrat) und deren gefahrene Kilometer tendiert seit Jahren gegen null. Die in den Zielen der
Kampagne beschriebene Vorbildfunktion und „Erfahrung“ durch Mitglieder des Stadtrats ist also in Neumarkt nahezu nicht vorhanden. Dies spiegelt das Interesse der Stadtpolitik am Radverkehr eindeutig wider.

Auch die im Rahmen von STADTRADELN angebotene Option RADar! wird den Teilnehmenden in Neumarkt vorenthalten: Die Meldeplattform RADar! DAS Tool für einen besseren Radverkehr! ist
ein online-basiertes Planungs- und Bürgerbeteiligungsinstrument, das Kommunen und deren BürgerInnen optimale Möglichkeiten bietet, gemeinsam den Fahrradverkehr in ihrer Kommune voranzubringen – und dies gar kostenfrei zum STADTRADELN! RadlerInnen machen die Kommunalverwaltungen über die STADTRADELN-App oder via Internet im Online-Radelkalender auf
störende und gefährliche Stellen im Radwegeverlauf aufmerksam: Sie setzen einfach einen Pin mit der Angabe des Grunds der Meldung auf die Straßenkarte. Schon wird die Kommune automatisch informiert und kann Maßnahmen einleiten. Es gibt diverse Meldungskategorien, zu denen im
Handumdrehen der passende Grund der Meldung ausgewählt werden kann, wie Oberfläche, Verkehrsbeschilderung/Markierung/Beleuchtung, Radwegweisung, Behinderung, Verkehrsführung, Straßenbauarbeiten, Lichtsignalanlage (Ampel), Abstellanlagen oder Sonstige Hinweise.

Übrigens können mit dem Tool auch positive Rückmeldungen gesetzt werden. Den Überblick be- und erhalten RadlerInnen sowie die Verantwortlichen der Kommune stets anhand eindeutiger Symbole zum Bearbeitungsstatus der Meldung direkt auf der Straßenkarte. Quelle und Hintergrundinfos: https://www.stadtradeln.de/radar.html?&L=1 Die Mitglieder des Vorstands-Teams des ADFC in Neumarkt sind zu der Überzeugung gelangt, daß die Art der Beteiligung in Neumarkt wesentliche
Kriterien der Kampagne STADTRADELN vernachlässigt und ausblendet.

Aus diesem Grund setzt der ADFC seine Teilnahme an STADTRADELN heuer aus. Eine Verbesserung der Radverkehrs-Situation in Neumarkt ist so nicht zu erreichen oder auch nur zu erwarten. Die Stadt Neumarkt will sich als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) als fahrradfreundlich zertifizieren lassen. Vor diesem Hintergrund ist es umso bedauerlicher, daß die Verantwortlichen in der Stadt Neumarkt die Entwicklungspotentiale für den Radverkehr nicht konsequenter nutzen.

Quelle / Kriterien Fahrradfreundlichkeit: http://www.agfk-bayern.de/