„Dunkle Tage?“ – Thementisch in der Stadtbibliothek

Für viele Menschen ist der November ein trister Monat: Allerheiligen, Totensonntag, Volkstrauertag – alles „dunkle Tage“, verbunden mit Gedanken an den Tod, Gefühlen wie Trauer, Einsamkeit oder Angst. In diesem Jahr kommt noch Corona dazu. Die derzeitige Lage, die zu einem partiellen Lockdown führt, verstärkt das alles noch. Die in der Bibliothek präsentierten Bücher und DVDs beschäftigen sich mit dem Thema unter verschiedenen Aspekten.

 

Einem positiven, da selbstgewählten Aspekt des Abschieds vom gewohnten Leben begegnet der Leser in Samantha Cristoforettis Buch „Die lange Reise“, dem Tagebuch einer Astronautin. Die Autorin verbrachte 200 Tage auf der ISS und stellt in ihrem Buch die Herausforderungen dar, die sie meistern musste, um diese Erfahrung machen zu können. Vergleichbar damit ist der Roman „Wo ich mich finde“ von Jhumpa Lahiri. Auch hier erfährt das Leben der Hauptfigur eine entscheidende Wende, allerdings ist die nicht von ihr selbst bestimmt.

 

Während diese beiden Bücher Einzelschicksale beinhalten, ist das Thema der nächsten Buchvorschläge ein vielen Menschen bekanntes: das Ende einer Ehe. Nadja von Saldern versucht in ihrem Sachbuch „Glücklich getrennt“ Betroffenen dabei zu helfen, die erhoffte friedliche Trennung zu schaffen. Die Paartherapeutin und Mediatorin beschreibt anhand von Fallbeispielen, wie eine Beziehung respektvoll enden kann. Wie Kinder, die ebenso wie die Paare selbst unter einer solchen Trennung leiden, geholfen werden kann, wird in vielen Büchern reflektiert. Eine besondere Art der Lösung wird in Meredith Mays autobiographisch gefärbter Geschichte „Der Honigbus“ präsentiert. Hier ist es ein Großvater, der mit Hilfe seiner Bienen seiner Enkelin praktisch das Leben rettet. Es sind die Bienen, die dem Kind zeigen, wie wichtig es ist, anderen zu vertrauen, mutig zu sein und den eigenen Weg zu gehen.

 

Was einem beim Umgang mit der endgültigen Trennung, dem Tod, helfen kann, ist das Thema der von Michael Schaper editierten Ausführungen zum Thema „Wie wir mit dem Tod umgehen“ („Geo kompakt“, Nr 60). Hier wird darauf eingegangen, wie der Tod unser Leben prägt, wie sich mit dem Verlust umgehen lässt und wie Forscher das Sterben untersuchen. Experten kommen zu Wort, praktische Fragen werden gestellt und beantwortet, es wird aber auch an Beispielen dargestellt, wie Betroffene mit einem Todesfall umgehen. In Olivia Potts‘ autobiographischem Buch „Das Leben neu backen“ stellt die Verfasserin dar, wie eine berufliche Neuorientierung dabei helfen kann, den plötzlichen Tod der Mutter zu verarbeiten. Die Autorin, früher Anwältin, jetzt Patissière, lässt ihre Trauer in kreative Gerichte münden. Beispiele dafür gibt es als Rezepte am Schluss eines jeden einzelnen Kapitels. Eine andere Form der Lösung bietet Barbara Leciejewski in ihrem Roman „Solange sie tanzen“. Eine alte Dame überwindet den Tod ihres Ehemannes mit Hilfe ihres Hundes und erfährt Halt in ihrer beginnenden Demenz durch den Anblick eines tanzenden Paares, das sie allabendlich durch ein Fernglas betrachtet.

 

Mit einem praktischen Aspekt des Todes beschäftigt sich Christiane James in ihrem Buch „Gräber selbst gestalten“. Die Autorin berücksichtigt dabei auch neuere Entwicklungen bei der Bestattung, juristische Fragen, z.B. solche der Friedhofssatzung, sowie Themen wie Pflanzenschutz und Dauergrabpflege.

 

Nicht nur Menschen, auch Orte werden verlassen. Das veranschaulicht die Photographin Nina Schütz in ihrem Bildband „Verlassene Orte in der Oberpfalz“. Sie präsentiert an Beispielen von auf- und dem Verfall anheimgegebenen Fabriken, Bergwerkstollen, Kasernen und Burgen den Charme solcher ‚Lost Places‘.

 

Zwei DVDs runden die Themen Verlust und Tod ab. Da ist zum einen „Joker“ zu nennen, die Geschichte von Arthur Fleck, genannt Joker, da er sich als Clown verkleidet, eines Geisteskranken, der zum Mörder und am Ende im Fernsehen vorgeführt und gedemütigt wird. Der zweite Titel ist „Sieben Minuten nach Mitternacht“. Es ist ein märchenhafter Film, gleicht einem Albtraum mit ein bisschen Hoffnung. Die Grundstimmung ist die der Traurigkeit, angesichts des Themas – Abschiednehmen von einem sterbenden Menschen, der einem nahesteht – nicht überraschend.

 

Zuletzt gibt es noch einen Titel zum beherrschenden Thema dieser Tage. Karina Reiss und Sucharit Bhakdi liefern in dem Sachbuch „Corona Fehlalarm?“ Daten, Fakten und Hintergründe zur herrschenden Corona-Pandemie und diskutieren engagiert, gut verständlich und fundiert das Vorgehen von Politik und Medien sowie den Umgang mit Informationen und Zahlen. Schwächen der Darstellung (gelegentlich unsachlicher Stil, nicht immer klare Graphiken) sind wohl der Knappheit der Zeit zuzuschreiben.

 

Ein weiteres Heft von „Geo kompakt“ (Nr. 64) beschäftigt sich wieder mit einem positiven Aspekt, und zwar: „Die Kraft der Zuversicht“. Kaum etwas spornt die Menschen so sehr an wie positives Denken, also die Aussicht auf eine glückliche Zukunft. War lange Zeit der Fokus eher auf die Schattenseiten der Seele gerichtet, so rücken Wissenschaftler heute auch den Optimismus ins Zentrum und stellen dar, worin seine Kraft besteht, wie er uns in Krisen helfen kann und wie Strategien zu mehr Zufriedenheit im Alltag hilfreich sein können.