Positives Gesamtfazit zur 8. Neumarkter Nachhaltigkeitskonferenz

Die Konferenz war wieder gut besucht; Fotos: Hidir Altinok
Die Konferenz war wieder gut besucht; Fotos: Hidir Altinok

Die Organisatoren der 8. Neumarkter Nachhaltigkeitskonferenz zogen ein rundum positives Fazit zur 8. Neumarkter Nachhaltigkeitskonferenz am 15. Juni. Etwa 100 Gäste folgten der Einladung der Stadt Neumarkt i.d.OPf. und beschäftigten sich mit dem Themenkreis „Klimaschutz durch neue Wege bei Konsum und Lebensstil“.

 

 

 

 

Blick in ein empfindliches Ökosystem

Mit atemberaubend schönen Bildern aus der Arktis begann Journalistin und Expeditionsleiterin Birgit Lutz. Der Blick in dieses empfindliche Ökosystem verdeutlichte zwei dramatische Entwicklungen. Weniger schöne Bilder zeigten zum einen den massiven Rückgang von Gletschern und zum anderen das große Ausmaß der Verschmutzung mit Plastikmüll. Dieser stammt zum Großteil aus der Fischerei und aus den Anrainerstaaten der Arktis, aber auch Plastikmüll aus Deutschland driftet bis in diese nördliche Gefilden ab. Was dort liegen bleibt, verrottet aufgrund der tiefen Temperaturen noch sehr viel langsamer als normalerweise. Ein anderes Problem ist das Mikroplastik, das sich in vielen Kosmetikprodukten wiederfindet. Dieses Mikroplastik kommt über den Wasserkreislauf wieder zurück in den menschlichen Körper und schädigt die Gesundheit. Es bedarf größtmögliche Aufklärung bei den Verbrauchern.

Anders konsumieren alleine reicht nicht aus

Die Referenten der 8. Neumarkter Nachhaltigkeitskonferenz mit Oberbürgermeister Thomas Thumann (2. von links)
Die Referenten der 8. Neumarkter Nachhaltigkeitskonferenz mit Oberbürgermeister Thomas Thumann (2. von links)

Die zweite Hauptreferentin bei der Nachhaltigkeitskonferenz, die stellvertretende Leiterin des artec Forschungszentrums Nachhaltigkeit an der Universität Bremen Prof. Dr. Ines Weller beschäftigte sich insbesondere mit der Frage der sozialen Gerechtigkeit bei Ressourcen- und Klimaschutz. Hier unterschied sie grundsätzlich zwei Wege zum nachhaltigen Konsum. Zum einen gilt es, „anders zu konsumieren“, d.h. Kaufentscheidungen für klimafreundlicher hergestellte Güter und Produkte bzw. für Güter und Produkte, die weniger Klimagase verursachen, zu treffen.

Zum anderen geht es darum „weniger zu konsumieren“, d.h. um die Reduzierung von Neukäufen und des Konsum-niveaus, z.B. durch Verlängerung der Nutzung oder durch gemeinschaftlichen Konsum. Gerade der Aspekt des „weniger konsumieren“ steht in der Nachhaltigkeitsdiskussion nicht im Vordergrund, da es auch unbequem ist, über Verzicht zu reden. Weller plädierte dafür, Anreiz- und Infrastrukturen für „anders“ und „weniger konsumieren“ zu schaffen und den klimafreundlicheren Konsum auch für einkommensschwache Gruppen zu unterstützen, z.B. durch kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr, mit dem Verbrauch steigende Strompreise einzuführen oder einen reduzierten Mehrwertsteuersatz für klimafreundlichere Produkte oder/und für gemeinschaftlichen Konsum anzuwenden.

Billige Lebensmittel können wir uns nicht leisten

Tobias Bandel, Geschäftsführer von Soil&More Impacts warb für eine Gesamtkosten-rechnung bei Lebensmitteln, d.h. dass bei der Erzeugung die externen Kosten wie z.B. Wasserverbrauch, Umweltverschmutzung, Bodenbelastung oder niedrige soziale Standards mit einkalkuliert werden müssen. Dieses Konzept ist nicht neu. Allerdings ist neu, dass für die Finanzbranche diese Kosten real genug sind, um sie für die Risikobewertung von Wirtschaftsprüfern und Ratingagenturen zu berücksichtigen. In der Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor können diese externen Kosten unerwünschte Risiken für Unternehmen hervorrufen – Bodenerosion, Wasserverschmutzung und unsichere Arbeitsbedingungen etwa entwickeln sich zu finanziellen Belastungen und dadurch sinkt die Profitabilität. Bandel sagte voraus, dass Lebensmittel wohl wieder einen größeren Teil unserer Ausgaben ausmachen müssen.

Ein Leben ohne eigenes Auto ist machbar

Heiko Bruns vom Verein autofrei leben! e.V. hielt ein Plädoyer für autofreies Wohnen und Leben. Hierbei kann viel Geld eingespart werden und sowohl Gesundheit als auch Lebensqualität lassen sich dadurch deutlich steigern. Die „umgekehrte Verkehrspyramide“ ist ein Modell, das viele unserer Umwelt- und Verkehrsprobleme lösen könnte. Laufen, Zu-Fuß-Gehen und Fahrradfahren sind am breitesten und stehen auf der umgekehrten Pyramide ganz oben, danach kommen Transporträder und öffentlicher Verkehr. Erst dann taucht das Auto auf, allerdings zunächst in Form von Taxi, Transportservice- und Car Sharing Fahrzeug. Erst ganz am Schluss stehen das Privatauto und schließlich das Fliegen auf der dünnen Spitze der umgekehrten Pyramide.

Nachhaltigkeit konkret – Bei der Ideenbörse wurden viele Möglichkeiten aufgezeigt

Am gleichen Tag der Nachhaltigkeitskonferenz veranstaltete die Stadt Neumarkt i.d.OPf. von 14:00 bis 18:00 Uhr am Rathausplatz die „Ideenbörse Nachhaltigkeit“. Da-mit wurde die Brücke von der Theorie zur Praxis geschlagen und es wurden konkrete Umsetzungsmöglichkeiten präsentiert. Insgesamt 12 Akteure zeigten Möglichkeiten auf, wie ein nachhaltiger Konsum und Lebensstil umgesetzt werden kann. Dabei ging es u.a. um Mobilität, Ernährung, Abfall, Recycling und Energiesparen.